Zusammenfassung
Wir haben schon in den ersten Kapiteln dieses Buches über die prophetischen Träume gesprochen. Ich habe bis heute noch kein einwandfreies Beispiel eines prophetischen Traumes analysieren können, obwohl meine Erfahrung über 10 000 Träume umfaßt. Es ist ja klar, daß wir uns im Falle einer Wunscherfüllung sagen können: „Das hast du einmal geträumt“, was uns ja soviel sagen sollte, als: „Das hast du dir schon einmal gewünscht.“ Ähnlich geht es mit den Angstträumen. Hie und da trifft die ängstliche Befürchtung zu. Daraus haben wir noch keine Berechtigung, einen Schluß auf die Existenz eines prophetischen Traumes zu ziehen. Die verschiedenen wunderbaren Erzählungen, die bei alten Autoren und bei den Mystikern zu lesen sind, bedürfen der objektiven Bestätigung. Sie sind meistens Erinnerungsfälschungen, die nachträglich konstruiert wurden.
„Denn es sind zwo Pforten der nichtigen Traumgebilde. Diese von Elfenbeine gebaut und jene von Home. Die nun geh’n aus der Pforte geschnittenen Elfenbeines, Solche täuschen den Geist durch wahrheitslose Verkünd’gung, Aber die aus des Homes geglätteter Pforte he rausgeh’n, Wirklichkeit deuten sie an, wenn der Sterblichen einer sie schauet.“
Homer, Odysse 19, 561ff. (Voß).
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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© 1927 J. F. Bergmann, München
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Stekel, W. (1927). Telepathische Träume. In: Die Sprache des Traumes. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92286-2_46
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-92286-2_46
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