Zusammenfassung
Wie es keine einheitliche Nierenfunktion gibt, sondern die Nierenarbeit sich aus einer Summe weitgehend voneinander unabhängiger Teilfunktionen zusammensetzt, so besteht auch die Leistung der Leber dank der Fülle von Aufgaben dieses Organs aus einer großen Zahl von Partialfunktionen, die ohne engere gegenseitige Bindung in Tätigkeit treten können. Die Schwierigkeiten, durch Prüfung einer bestimmten Leistung auf den Gesamtzustand des Organs zu schließen, sind jedoch bei der Leber wesentlich größer als bei der Niere. Hier können wir durch Prüfung der Wasserausscheidung und der Konzentrationsleistungen — gemessen am spezifischen Gewicht des Harns und an einzelnen harnfähigen Substanzen -, ferner durch die Analyse der im Blut zurückgehaltenen harnfähigen Stoffe die wesenhaften Leistungen der Niere, nämlich ihre Ausscheidungskraft erfassen. Bei der Leber bieten sich jedoch wesentlich verwickeitere Verhältnisse dar: Neben der äußeren Leberarbeit, der Entleerung der Galle erfüllt die Leber unabhängig hiervon im Stoffwechsel auch eine innere Arbeit, so daß wir mit der Prüfung einer Einzelfunktion der Leber niemals die wesenhaften Leistungen des Organs auch nur annähernd erfassen können. Dazu kommt die weitere Schwierigkeit, daß das Ausscheidungsprodukt der Leber, die Galle im Gegensatz zum Harn nicht unmittelbar zugänglich ist und mittels der Duodenalsonde weder quantitativ noch rein, d. h. unvermischt mit anderen Darmsekreten gewonnen werden kann. So beschränkt sich der Wert der meisten Leberfunktionen darauf, vertiefte Einblicke in die Arbeitsweise und den Arbeitsumfang der kranken Leber zu vermitteln. Ihr praktischer Wert in diagnostischer und prognostischer Hinsicht ist im allgemeinen nicht hoch einzuschätzen, weil beim Auftreten erheblicherer Funktionsstörungen auch grobklinische Befunde auf eine schwerere Erkrankung der Leber hinweisen.
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Rosenthal, F. (1934). Die Methoden der Leberfunktionsprüfung, ihre Grundlagen und ihre Grenzen. In: Krankheiten der Leber und der Gallenwege. Fachbücher für Ärzte, vol 16. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92171-1_3
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