Die Erkrankungen der steinfreien Gallenwege: Die Dyskinesien und Infektionen der Gallenwege

Zusammenfassung

Hemmungen des Gallenabflusses aus Gallenblase und Gallengängen hat man lange Zeit ausschließlich mit organischen Hindernissen der Gallenwege in Zusammenhang gebracht. Berg (1917) und Schmieden (1920) beschrieben dann klinische Bilder von Gallenblasenkoliken ohne Gallensteine, die sie zu dem von Aschoff-Bacmeister schon vorher (1909) beschriebenen pathologisch-anatomischen Bilde der großen entzündungsfreien Stauungsgallenblase in Beziehung setzen. Der Fortschritt der Kenntnisse vom Mechanismus der Gallenstauung kommt hier in der Feststellung zum Ausdruck, daß es Kranke gibt, die in ihrem Symptomenbilde das typische Bild einer Gallenblasenerkrankung mit schmerzhaften Sensationen bis zu schwereren Koliken darbieten können, ohne daß sich bei der Operation oder beim Sektionsbefunde ein auffälliger krankhafter Befund an der Gallenblase und an den Gallenwegen darbietet. Während Berg schon erkannte, daß auch Innervationsstörungen an den Gallenabflußwegen Ursache von periodischen Gallenstauungen sein können, hat noch Schmieden die Ursache der Koliken in mechanischen Faktoren, nämlich in einer die Gallenblasenentleerung verhindernden Abknickung des Ductus cysticus gegen den Gallenblasenhals gesehen. Am Ende dieser hieran sich anschließenden Untersuchungen stehen die Befunde Westphals: Sie haben experimentelle Unterlagen für die Bedeutung nervöser Betriebsstörungen an den Gallenwegen beim Zustandekommen von Gallenstauungen geschaffen, und sie eröffnen ein Verständnis für denMechanismus der klinischen Bilder der sog. Dyskinesien, der Inner-vationsstörungen im Bewegungsspiel der Gallenblase und der Gallengänge.