Zusammenfassung
Die Aufgabe der Nieren ist es, für den Körper unbrauchbare Stoffe im Harn auszuscheiden, vor allem Wasser, Salze sowie die Abbauprodukte des Eiweißstoffwechsels. Werden letztere im Körper zurückgehalten, so kann das Leben unmittelbar gefährdet werden. Die Niere ist gewissermaßen in den Kreislauf eingeschaltet, um jederzeit das Blut von schädlichen Substanzen zu befreien. Aber nicht nur die Ausscheidung erwähnter oder körperfremder Substanzen besorgt das Organ, es regelt auch den Wassergehalt des Blutes. Die Arbeit der Niere ist also die „Herstellung von Konzentrationsdifferenzen gegenüber dem Blutplasma“ (Krehl). Seit langen Jahren geht der Kampf, welche Kräfte bei der Harnbereitung tätig sind, ob es solche der physikalischen Chemie sind, oder oh eine spezifische Sekretionsarbeit der Nierenzellen in Frage kommt Die physikalisch-mechanische Filtrationstheorie Ludwigs steht der Heidenhainschen vitalistischen gegenüber, die besagt, daß die Absonderung des Harns auf einer spezifischen aktiven sekretorischen Tätigkeit der Nierenepithelien, besonders der gewundenen Kanälchen beruht. Ludwig war der Ansicht, daß im Glomerulus eine Filtration stattfindet, indem auf seine dünnen Kapillarwände beim Ùberströmen des Blutes in das enge Vas efferens aus dem viermal so weiten afferens ein so starker Druck ausgeübt wird, daß eine der Blutkonzentration entsprechende Flüssigkeit (eiweißfreies Blutplasma) durchgepreßt, filtriert wird. In den Harnkanälchen findet dann eine Rückresorption von Wasser in die Blutbahn statt, wodurch die größere Konzentration des Urins bestimmt wird. Beide Theorien haben ihre Anhänger und Gegner. Die Mehrzahl der Autoren neigt wohl der Heidenhainschen Auffassung zu, während andere einen vermittelnden Standpunkt einnehmen.
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Roedelius, E. (1923). Physiologie. In: Die Nierenfunktionsprüfungen im Dienst der Chirurgie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92164-3_3
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