Zusammenfassung
Im Anschluß an die Besprechung der künstlichen Seiden ist es vielleicht nicht ohne Interesse, einen kurzen vergleichenden Blick auf die übrigen seidenglänzenden Fasern zu werfen. Am nächsten stehen der Maulbeerseide die sogenannten wilden Seiden, die aus den Kokons von Schmetterlingen (Farn. der Saturniden) gewonnen werden, die im naturwilden Zustand leben. Bei uns wird am meisten die Tussahseide verwendet, die in Indien und China durch Abhaspeln der großen Kokons des indischen, bzw. chinesischen Tussahspinners erhalten wird. Die Tussahseide enthält nur wenig Seidenleim, dafür aber mineralische, fettartige und gerbstoffartige Verunreinigungen; die braune Farbe ist durch einen sehr Widerstandsfähigen und mit dem Fibroin so fest verbundenen Farbstoff verursacht, daß er selbst durch Abkochen mit Sodalösung nicht entfernt werden kann. Das Bleichen der Tussahseide, das mit Sauerstoffabgebenden Mitteln, wie Wasserstoffsuperoxyd oder Natriumperborat geschieht, ist sehr schwierig, so daß man sich mit stark gelblichem Weiß begnügt. Sonst stimmt die sehr feste Tussahseide in ihren Eigenschaften mit der echten Seide ziemlich überein, nur ist ihr Glanzmerklich geringer. Mikroskopisch ist die Tussahseide, wie die meisten andern wilden Seiden, von der Maulbeerseide durch die größere mittlere Breite (30–40 μ) der bandartig gestalteten und deutlich längsgestreiften Fibroinfäden zu unterscheiden (Abb. 97). Gegen chemische Agenzien ist sie viel widerstandsfähiger als die echte Seide; diese löst sich z. B. in dem durch Auflösen von Nickelhydroxyd in Ammoniak hergestellten Nickeloxydammoniak schon bei gewöhnlicher Temperatur, während Tussahseide erst durch Kochen in Lösung geht. Nachstehend eine tabellarische Übersicht der wilden Seiden1).
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Reinthaler, F. (1926). Andere seidenglänzende Fasern. In: Die Kunstseide und andere seidenglänzende Fasern. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92153-7_13
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Online ISBN: 978-3-642-92153-7
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