Zusammenfassung
Die Kunstseide war trotz der großen Hoffnungen, die man anfangs auf sie gesetzt hatte, nicht imstande, der während der Kriegszeit und in der ersten Nachkriegszeit bei den Mittelmächten vorhandenen Not an Faserstoffen wesentlich abzuhelfen. Denn die Nitroseidenfabriken mußten ihren Betrieb auf die Herstellung von Schießbaumwolle umstellen, während die erzeugte Kupfer- und Viskoseseide vielfach von den Militärverwaltungen für die Herstellung von Kartuschbeutelstoffen in Beschlag genommen wurde. Später litt die Kunstseidenfabrikation sehr unter dem Mangel an geschulten Arbeitern und notwendigen Hilfsstoffen, wie besonders Schwefelkohlenstoff, ganz abgesehen von der Kohlenknappheit. Aber wenn man auch Kunstseide in beliebigen Mengen hätte erzeugen können, so wäre damit nicht viel erreicht gewesen, weil die daraus hergestellten Gewebe und Wirkwaren sich infolge ihrer Glätte und geringen Wärmehaltigkeit wenig für Alltagskleider eignen. Da kam nun eine von Girard in Lyon schon im Jahre 1912 gemachte Erfindung (F. P. 438131 mit Zus.-P. 15399) zu Ehren, die Herstellung der Stapelfaser. Dieses Erzeugnis wäre eigentlich richtiger als Kunst-(baum)wolle zu bezeichnen, wenn diese Namen nicht schon für die aus Lumpen und Abfällen wiedergewonnenen Fasern vergeben wären. Während die Kunstseide ähnlich wie die gehaspelte Naturseide praktisch aus endlosen Einzelfädchen besteht, bildet die Stapelfaser künstliche Fäden aus Zellulose oder Zelluloseverbindungen, die wie die Baumwolle, Wolle oder Schappeseide eine bestimmte Länge, eben den Stapel aufweisen.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Reinthaler, F. (1926). Die Stapelfaser. In: Die Kunstseide und andere seidenglänzende Fasern. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92153-7_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-92153-7_10
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