Zusammenfassung
Die bisherigen Erörterungen sind immer von der Annahme ausgegangen, daß die Herabsetzung der Preise, die Beseitigung der Geldentwertung, schlechthin erwünscht und demgemäß anzustreben sei. Vor allem sei sie anzustreben wegen der Schwierigkeiten, in die jene Wirtschaften geraten sind und noch geraten, die nicht in der Lage sind, ihre Einnahmen oder Einkommen den steigenden Preisen anzupassen. Auf die praktische Unmöglichkeit, im gegenwärtigen Augenblick die Kaufkraft aller Einzelwirtschaften dem veränderten Preisstand dergestalt anzupassen, daß dasselbe Verhältnis zwischen Einkommen und Preisen wie vor dem Kriege wieder hergestellt werde, auf diese Unmöglichkeit ist schon oben (S. 63) hingewiesen worden. Die eingetretene Verringerung des Sachgütervorrats, der Mangel an umsatzfähigen Gütern, stellt sich der praktischen Durchführung eines solchen Gedankens hindernd in den Weg. Auf die einzelne Wirtschaft entfällt heute eine geringere Menge von Sachgütern als früher, und die neue Verteilung dieser verringerten Menge richtet sich, soweit die behördliche Verteilung nicht eingreift, eben nach der verschiedenen Höhe der Kaufkraft der Einzelwirtschaften, nach den durch diese Kaufkraftverschiedenheiten beeinflußten Preisen. Wohl ist theoretisch eine allgemeine Herabsetzung der bestehenden Preise mit gleichzeitiger und entsprechender Zurückschraubung der bestehenden Kaufkraft — aber mit Weiterbestehen der aus der jetzigen Einkommensverteilung hervorgehenden Härten — denkbar. Von entscheidender Bedeutung ist dagegen die Ausmerzung dieser Härten durch eine gleichzeitige Vermehrung der Sachgütermenge, die eine reichlichere Verteilung der notwendigen Dinge auf die Einzelwirtschaften zulassen würde, ohne daß um sie ein so fürchterlicher Kampf mit den hohen Preisen stattfinden müßte, wie er jetzt geführt wird. Dieser Gedankengang: Beschneidung der aufgeblähten Kaufkraft und Vermehrung des Güterangebots mit der gemeinsamen Wirkung einer Preissenkung, lag den voraufgegangenen Ausführungen zugrunde.
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Prion, W. (1919). Geldwerterhöhung oder Geldentwertung?. In: Inflation und Geldentwertung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92130-8_13
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