Zusammenfassung
Wie wenig wir auch geneigt sein mögen, über den Urorganismus, der gewiß den Einzelligen angehört haben dürfte, und die Evolution einer Mikroorganismenklasse aus einer andern zu spekulieren, so müssen wir doch annehmen, daß die günstigsten Lebensbedingungen auf der noch unbelebten Erde für diejenigen Formen vorhanden waren, die ohne gebundenen Kohlenstoff mit anorganischen Stickstoffquellen und Salzen auszukommen imstande waren. Die Möglichkeit, daß es Organismen gibt, welche mit Hilfe der photosynthetisch gewonnenen Energie den Luftstickstoff binden, kann nicht von der Hand gewiesen werden, wenn auch solche Fälle noch unbekannt sind. Im allgemeinen muß man einen Übergang von der pflanzlichen zur saprophytischen Lebensweise voraussetzen, an die sich dann erst später die tierische und die parasitische Lebensform angeschlossen haben. Es regt in dieser Beziehung zum Nachdenken an, daß wir in der Tat einen solchen Übergang von der pflanzlichen zur saprophytischen Lebensweise bei zahlreichen Fällen kennen, daß hier eine Reduktion und manchmal auch ein Verlust der Chromatophoren beobachtet wurde, während wir den umgekehrten Weg, die Ausbildung und Benutzung eines Chromatophorenapparates bei auf organisch gebundene Kohlenstoffquellen angewiesenen Organismen, nicht kennen. Es scheint also, als ob pflanzliche Organismen befähigt wären, durch Ausnutzung der in ihren Weg kommenden verwendbaren Kohlenstoffnahrung sich von der Belichtung unabhängig zu machen. Man kann hier mit Recht von saprophytischen Varietäten der Holophyten reden [Bütschli (1)].
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Pringsheim, H. (1910). Der Übergang von der tierischen zur pflanzlichen und von dieser zur saprophytischen Lebensweise. In: Die Variabilität niederer Organismen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92124-7_13
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