Der Einfluß einer thermischen Behandlung auf die Gefügeänderungen und die Eigenschaften perlitischer Grundmassen

Zusammenfassung

Wird ein lamellar-perlitisches Material (Abb. 147) kurz unterhalb A_l (Perlitpunkt) längere Zeit geglüht, so versuchen die Karbidlamellen vermöge ihrer Oberflächenspannung kugelige Form anzunehmen, sie beginnen zu koagulieren. Je nach Glühtemperatur und Glühdauer entstehen dann die in Abb. 148 und 149 gekennzeichneten Gefügearten, deren Endglied der sog. körnige Perlit ist. Man kann jedoch auch in kürzerer Zeit zum Ziele kommen, wenn man das Material nur wenig über A_l hinaus erhitzt und alsdann langsam abkühlen läßt. Es bleiben nämlich nach der Umwandlung des Perlits zunächst immer noch zahlreiche Karbidteilchen ungelöst, welche bei der nachfolgenden Abkühlung im Umwandlungsbereich impfend wirken und die Perlitbildung mit geringster Unterkühlung vor sich gehen lassen. Der Perlit entsteht dann mehr und mehr bei seiner wahren Gleichgewichtstemperatur mit dem Austenit und fällt nicht lamellar, sondern körnig aus. Den Beweis, daß lamellarer Perlit aus unterkühlter (und etwas übersättigter) Lösung entsteht, erbrachten u. a. die Versuche von Whiteley, der durch die Wirkung ungelöster Karbidpartikelchen¹ einerseits, durch mechanische Verformung² im Temperaturbereich kurz unterhalb der wahren Gleichgewichtstemperatur (Ar₁) andererseits, die Entstehung körnigen Perlits erzwingen konnte.