Zusammenfassung
Die Medizin der alten Völker war mit den Vorstellungen verbunden, daß Krankheit und abnorme Konstitution, auch Mißbildungen, eine Strafe der Götter und Dämonen darstelle. Es war der ungeheure Fortschritt der griechischen Medizin, mit diesen Vorstellungen gebrochen zu haben. Die griechischen Ärzte haben zuerst versucht, in den Krankheiten naturwissenschaftliche Probleme zu sehen, und das war vor allem der Fall in der Zeit des Hippokrates von Kos (geb. etwa 450 v. Chr.) und seines wohl eben so bedeutenden Zeitgenossen Euryphon von Knidos. Es bestanden aber zu jener Zeit naturwissenschaftliche Kenntnisse fast nur in einigen physikalisch-chemischen Fragen, in der Kenntnis der Mischungen verschiedener Körper und verschiedener Metalle, wie sie vor allem den Lehren des Empedokles aus Agrigent, 483–424 v. Chr., entstammten. Dieser Mann, der für die Medizin der Griechen von größter Bedeutung gewesen ist, entwickelte ein theoretisches naturwissenschaftliches System, und er lehrte, daß die Mischung von 4 Elementen die Welt der Dinge beherrsche, nämlich Wasser, Feuer, Erde und Luft mit den vier Eigenschaften feucht, warm, trocken und kalt. Aus diesen minimalen physikalischen Kenntnissen wurden, wie immer, wenn man auf einem Gebiete fast nichts weiß, ungeheure Abstraktionen gezogen, und in ungeheurer Überspannung der Weg der Vergleiche beschritten in der Auswertung scheinbarer Erkenntnisse.
Senn: Die Entwicklung der biologischen Forschungsmethode in der Antike usw. Aarau: Sauerländer 1933.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1934 Julius Springer in Berlin
About this chapter
Cite this chapter
Naegeli, O. (1934). Der Konstitutions- und Dispositionsbegriff im Laufe der Jahrhunderte. In: Allgemeine Konstitutionslehre. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92048-6_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-92048-6_2
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-90191-1
Online ISBN: 978-3-642-92048-6
eBook Packages: Springer Book Archive