Differentialdiagnose und Prognose der akuten Urethritis gonorrhoica anterior

Zusammenfassung

Differentialdiagnostisch kommen hier im allgemeinen wohl alle diejenigen Fälle in Betracht, in denen Ausfluß aus der männlichen Harnröhre vorliegt, der aber nicht auf einer gonorrhoischen Infektion der Schleimhaut beruht. Normalerweise sondert eine gesunde Harnröhrenschleimhaut nur sehr wenig klebriges und fadenziehendes Sekret ab, das eigentlich nur im Stadium sexueller Erregung deutlich wahrgenommen wird. Dieses Sekret, das wahrscheinlich den Littréschen und Cowperschen Drüsen entstammt, kann, unter Umständen Individuen, bei denen es besonders reichlich abgesondert wird, beängstigen und sie, besonders wenn kurz vorher ein suspekter Koitus vorgenommen worden ist, dem Arzte zuführen. Aus der oben beschriebenen Konsistenz und vor allem aus dem klaren Aussehen dieses Sekretes wird der Arzt schon vermuten können, daß es sich hier um einen harmlosen Zustand handelt. Sicherheit aber gibt ihm nur die mikroskopische Untersuchung dieses Sekretes. Wenn es sich um ein solches normales Urethralsekret handelt, dann findet man mikroskopisch nur schleimartige Fäden und vereinzelte Epithelien der Harnröhre und keine oder nur ganz wenig Leukozyten.