Membranpotentiale und kataphoretische Potentiale bei Proteinen

Zusammenfassung

Im Jahre 1900 beobachtete Hardy, daß Teilchen denaturierten (gekochten) Eiereiweißes im elektrischen Feld in saurer Lösung kathodisch, in alkalischer Lösung anodisch wanderten und bei einem bestimmten Punkt zwischen diesen zwei Reaktionen, nämlich in dem sogenannten isoelektrischen Punkt²), stillstanden. Im elften Kapitel hatten wir gesehen, daß der gleiche Einfluß des p _H auf die Ladung des Proteins bei den Membranpotentialen vorhanden ist, indem nämlich eine in ein Kollodiumsäckchen gebrachte Proteinlösung, die sich mit einer wässerigen proteinfreien Außenflüssigkeit ins Gleichgewicht setzen konnte, auf der sauren Seite des isoelektrischen Punktes positiv und auf seiner alkalischen Seite negativ geladen ist, während im isoelektrischen Punkt keine Ladung vorhanden ist. Es fragt sich nun, wodurch die Ähnlichkeit der p _H-Wirkung auf die beiden Potentiale bedingt ist. Die Membranpotentiale beruhen auf dem Konzentrationsunterschiedeines diffusiblen Ions (etwa des H-Ions) zwischen der Innen-und Außenflüssigkeit. Dies ist dadurch bewiesen, daß die Membranpotentiale von Proteinlösungen mit den H-Potentialen übereinstimmen.

Loeb, J.: Journ. of gen. physiol. Bd. 5, S. 505. 1922/23.