Zusammenfassung
Wenn ich mich nun Möllers Dauerwaldanten zuwende, um darin die Organismusidee nachzuweisen und zu zeigen, welche Ausprägung sie hier auf dem gebiet der Forstwirtschaft im einzelnen erfahren hat, so werde ich mich dabei natürlich in erster Linie an seine Schriften über Dauerwald-wirtchaft halten, außerdem aber — namentlich zur Aufklärung zweifel-hafter Stellen — auf feine Sonstigen Schriften und Vortäge zurückgreifen, wie auch auf feine Vorlesungen, die ich in den Jahren 1911 und 1912 gehört habe. Denn wo es sich um eine neue wissenschaftliche Idee, um eine Erneuerung wissenschaftlicher Vrinzipien handelt, da kommt es leicht einmal vor, daß ihre Darlegung mit dieser oder Intonsequenz behaftet ift, die von der Kritik alsbald entdeckt und u. U. zur Abweisung der ganzen Idee benußt wird. »Der Irrtum ift viel lichter zu entdecken, als die Wahrheit zu finden; jener liegt auf der Dberfläche, damit läßt sich jeder-manns Sache« (Goethe). Und gerade bei einer grundlegenden Wabrheit ift es besonders wichtig, sie in voller klaheit darzulegen und von nebensächlichem Irrtum zu befreien. Das aber ift am besten zu erreichen, wenn man die neue Idee aus der ganzen wissenschaftlichen ßersönlichkeit des Autors zu verstehen sucht
Das Weltall fängtan, mehr einem großen gedanten als einer großen Maschine zu gleichen1.
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Literatur
Worte des Berühmten englischen ßhysikers Jeans.
Möller: Kiefern-Dauerwaldwirtschaft. Z.f.F.u.J. 52 (1920) S. 28.
Derselbe: Kiefern-Dauerwaldwirtschaft. Z.f.F.u.J. 53 (1921) S. 28.
Mit Recht wirft Dengler (Silba 1922, S. 346) die Frage auf, ob man Her. Wagners Blendsaumbetrieb als Dauerwaldbetrieb dürfe, wenn das Zeil enier möglichst agoßen Volzwertschft gehöre. Denn Her. Wagener habe in feinem grundlegenden Werk (Räumliche Ordnung S. 298) ganz schaft ausgesprochen: »Wir stellen un shier voll aus den Boden der Reinertraslehre.« — das ift richtig, gesagt hat Her. Wagner das, aber gewirtschaftet hat er nicht danach; jedenfalls hat er den Volzvorrat, auf den e shier ankommt, nicht auf die dem »forstlichen Zinsfuß« entsprechende Größe herabgeseßt. — Auch theoretisch hat er einen Ausweg nach dem Waldreinertragsprinzip gesucht, den er in der Abhandlung: »Bodenreinertrag und Waldreinertrag. Gedanken zu einer Bermittlung zwischen dem beiden sich streitenden Wirtschaftsrichtungen.« (A.F.u.J. 100 (1924), S. 120–128) zeigt. Das Ergebnis ift gerade in diesem Zusammenhange bemerkenswert. Er fragt am Schlusse der Abhandlung: »Wie sähe nun also die forstliche reinertragswirtschaft aus?« und antwortet: »merkmale: Bollste ßflege und Anspannubg aller erzeugenden Kräfte des Forstbetriebs zu höchster nachhaltiger kraftentfaltung bei sparsamster Bemessung des Aufwands (,Dauerwaldwirtschaft‘)« (S. 127). Das ift kein Rentabilitätsziel mehr, sondern ein ausgesprochenes leistungsziel. Und so hatte Her. Wagner auch stets gebleyben vorläufig unbekannt« (S. 127).
Möller: Zusäße zur »Betriebsregelung im Dauerwalde« (v. Wendroth).Z.f.F.u.J. 54 (1922), S.24.
Auf S.68 übereinstimmend: »vorläufig«.
Der Möller von Dengler unterstellte Bedanhe »Je mehr Borrat, desto mehr Zuwachs« (Salzburg 150) und die daran geknüpste Kritik sind also abwegig.
Auch Wiebecke erblickte in einem mit Sorgfalt und Geduld herangezogenen Waldaebeiterkorps »das wichtigste Instrument des Waldes« (Dessau 125), und in seiner großen Abhandlung über den »Ostdeutschen Kiefernwald, seine Erneuerung und Erhaltung« gehört das Kapitel: »Der Waldarbeiter« (Z.f.F.u.J. 44 [1912], S.591–619, 672–697, 758–778 und 45 [1913] S. 2–18) wohl zu dem Besten, was er geschrieben hat.
Eucken, Rudolf: Geistige Strömungen der Gegenwart, S. 121. 1928.
Z.f.F.u.J. 40 (1923), S.2.
Z.f.F.u.J. 65 (1933), S. 508.
Rothchuh, Karl: Theoretiche Biologie und Medizin, S. 24 und 28. 1936.
Meyer, Adolf: Ideen und Ideale der Biologischen Erkenntnis, S. 1. 1934.
Alverdes, Friedrich: Die Totalität des lebendigen, S. 2f. 1935.
von Bertalanffy, Ludwig: Das Befüge des lebens, S. 59. 1937.
Rothchuh, Karl: Theoretische Biologie und Medizin, S. 109. 1936.
Alverdes, Friedrich: Die Totalität des Lebendigen, S. 21 und 66. 1935.
Meyer, Adolf: Ideen und Ideale der biologischen Erkenntnis, S. 96. 1934.
Ranke, Kaarl E.: Die Kategorien des lebendigen, S. 598. 1928.
Kroner, Richard: das ßroblem der historischen Biologie, S. 32 und 33. 1939.
Oldekop, Ewald: Über das hierarchische ßrinzip in der Natur, S. 39. 1930.
Möbius. Karl: Die Aufter und Austernwirtschaft, S. 76. 1877.
Kroner, Richard: Das ßroblem der historischen Biologie, S.22 und 24. 1919.
Kroner, Richard: Das ßroblem der historischen Biologie, S.26 und 27. 1919.
Möbius, Karl: Die Auster und die Austernwirtschaft, S. 76. 1877.
Möbius, Karl: Die Auster und die Austernwirtschaft, S. 80f. und 83. 1877.
von Bertalanffy, Ludwig: das Befüge des lebens, S. 58. 1937.
Bierteljahrschrift der Naturforschenden Besellchaft in Zürich 63 (1918), S, 293 bis 493.
Nach Thienemann, Auguft: Lebensgemeinschaft und Lebensraum. Naturwiss. Wochenschr. N.F. 17 (1918), S. 297.
Gams, V.: ßringzipiensragen der Begetationsforschung. Zit.a.S.436,437,455.
von Bertalanffy, Ludwig: Das Befüge des Lebens, S. 14. 1937.
Thienemann, Auguft: Die Bewässer Mitteleuropas. Eine Charakteristik ihrer vaupttypen (Vandb. D. Binnenfischerei Mitteleuropas, herausg. V. R. Demoll u. V. N. Maier, Bd. I) S. 60.
Thienemann, Auguft: Limnologie S. 18. 1926.
Auchiv f. Vydrobiologie Suppl. Bd. II, S. 488ff.
Ranke, Karl E.: Die kategorien des Lebendigen, S. 599. 1928.
Ebenda S. 594.
Bavink, Bernhard: Ergebnisse und ßrobleme, S. 384 und 385. 1933.
Rothacker, Erich: Logikund Systematikder Gesteswissenschaften, S. 75 1927.
von Ungerer, E.: Zeit-Ordnungsformen des organischen lebens, S. 68. 1936.
Was so allgemein gar nicht mal zutrifft.
Rothacker, Erich: Logik und Systematik der beisteswissentschaften, S. 84. 1927.
Silba 16 (1928), S. 3.
Das foll offenbar heißen: in Berbindung mit der Brüfung der Gefundheit auch die Beurteilung der Tauglichkeit zu einem beftimmten Zweck verlangt.
Gaher, Karl: Der gemifchte Wald, S. 4/5 und 137. 1886.
Silva 10 (1922), S. 126.
Gibva 10 (1922), S. 155/156.
Wagners Blenderfaumfchlag, Erdmanns zweialtriger Hochwald, Kauß Schmalfchirmfchlag, felbft Bärenthoren.
Dengler: Dauerwald in Theorie und Braxes. Silva 13 (1925), S. 25–31
Schenk: Der Waldbau des Urwaldes. A. F. u. J. 100 (1924), S. 377. »Auf Maffentod folgt Maffenauferftehung.«
Hesmer, Herbert: Die heutige Bewaldung Deutfchlands. 1938.
Trebeliahr, W.: Bärenthoren. Silva, 1922, S. 309–312, fchließt mit dem Saß: »Dabei will ich aber ausdrücklich hervorheben, daß m. E. Raturverjüngung, wo fie fich ermöglichen läßt, auch vom ökonomifchen Standpunkt betrachtet wohl durchweg den Borzug verdienen wird.«
Gaher, Karl: Der Waldbau. 4. Aufl. (1898), S. 124.
Hat wohl geheißen: in den 1830er und 40er Fahren.
Kritifche Blätter 31b (1852), S. 217.
Ganer, Karl: Der gemifchte Wald, S. 95. 1886.
Deutfcher Forftwirt 1937, S. 1066.
Z. f. F. u. J. 51 (1919), S. 504.
»Daé damit die Fällungsfchäden fich vergrößerten, ift ohne weiters klar. Ein geübtes und forgfältiges Holzhauerperfonal, welches ieden Stamm mit Sicherheit dorthin legt, woe r am wenigften Schaden anrichtet, vermag indeffen viel Fällungsfchaden zu vermeiden… Sicher ift alfo, deß die Holzernte erfchwert und verteuert wird und deß fie ebenfalls gegenüber der bisherigen vermehrten Aufwand von Rachdenken und Aubeit der Forftbeamten verlangt. Der Koftenaufwand rechtfertigt fich durch den gefteigerten Wert des Holzes… Unwillkürlich gehen die Gedanken zur Blenderfaumwirfchaft, die ia durch ihre planvolle Löfung des Broblems der Fällungs- und Rückungsbefchädigungen gekennzeichnet ift. Man wird viel von ihr lernen, ihr entlehnen dürfen« (1 38/39). Mas hat es demgegenüber für einen wiffenfchaftlichen Wert, wenn Wiedemann (Z. f. F. u. J., S. 303, 1926) auf die »fchrecklichen Berwüftungen durch das endliche Heraushauen und Abfahren der Samenbäume« verwoeift, von denen der preußifche Dherforftmeifter v. Kropff im Jahre 1807 (!) berichtete, alfo au seiner Zeit, in de res weder einen ordentlichen Waldbau, noch ein gefchultes Waldarbeiterkarps gab? Müffen wir da nicht Möller zuftimmen, wenn er fagt, daß folche Erörterungen häufit »nur als Schreckmittel dienen, um den Fortfchritt aufzuhalten«? »Derlei Gegengründe find billig wie Brombeeren, fie find iedermann geläufig und man kann mit ernfter Miene lange Gefpräche darüber führen; was an ihnen wahr ift, läßt fich kaum beftreiten, und der Zweck wird leichtlich erreicht;,laffen wire s fchon beim Alten’« (Dg. 62).
Ganer, Karl: Der gemifchte Wald, S. 4 f. 1886.
So fagt auch Ramann: „Was Karl Ganer und andere angebahnt haben, ift von ihm (Möller) naturwiffenfchaftlich begründet worden” (Z. f. F. u. J. 40 (1923), S. 3).
Banfelow, Karl: Forftwirtfchaft als Ganzheitsproblem. 1932.
Aber daraus folge auch, »dab Dauerwald nicht dasfelbe wie Blentertald fein kann« (Dg. 19), den rationelle Waldwirtfchaft ift nicht auf Blenterwaldwirtfchaft befchränkt.
Bavink, Bernhard: Die Raturwiffenfchaft auf dem Wege zur Religion, 4. Auft. S. 71. 1937.
Bavink, Bernhard: Grgebniffe und Brobleme der Raturwiffenfchaften, S. 385 f. 1933.
Ebende S. 414.
Eucken, Rudolf: Geiftige Strömungen der Gegenwart, S. 134. 1928.
Z. f. F. u. J. 40 (1923), S. 3.
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Lemmel, H. (1939). Der Dauerwaldgedanke. In: Die Organismusidee in Möllers Dauerwaldgedanken. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91888-9_3
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