Zusammenfassung
Mit grösserer Pietät als bei uns ist eine Reihe von Holzkirehen aus dem 12. und 13. Jahrhundert im hohen Norden, in den Thälern Norwegens erhalten worden. — Es sei gestattet, einen Blick auf die geschichtliche Entwicklung Norwegens zu werfen. Die Beschaffenheit des Landes, dessen steile Gebirge sich in schroffen Felsen bis in das Meer hinabstrecken, gab wenig Raum für Ackerbestellung und Viehzucht, während seine zahlreichen tief in das Innere des Landes dringenden Meerbusen frühzeitig zur Schifffahrt aufforderten. Jagd und Fischfang stählten den Muth der Bevölkerung, welche bei der Rauhheit des Klimas auf steten Kampf mit den Elementen Torbereitet war. Bald genug dachte sie daran, das im eigenen Lande Fehlende durch Erzeugnisse von ausserhalb zu ergänzen. Sie durchfuhr furchtlos auf ihren schnellen Schiffen unbekannte Meere, landete an fremden Ufern und fand mehr Freude an Beute und Plünderung, als an friedlichem Verkehr mit den Völkern. Das neunte Jahrhundert ist voll von den Raubzügen der Normannen, welche den Rhein, die Scheide, Loire, Garonne und Rhone hinauffuhren, das Land verheerten und sich nur durch grosse Geldsummen zum Abzug bewegen Hessen. Von den deutschen Küsten endlich (981) zurückgeschlagen, setzten sich die Normannen, welche inzwischen das Christenthum angenommen hatten, in dem Land an der unteren Seine, der seitdem Normandie genannten Provinz fest. Von dort aus eroberte ihr König Wilhelm (1066) England. Ihre Züge nach den Ländern des mittelländischen Meeres haben wir bereits zum Theil kennen gelernt. Dort waren sie anfangs nicht als Herren aufgetreten, sondern (wie später die Schweizer) im Dienst fremder Fürsten und Herrscher. So leistete Harald III., ehe er König wurde, mit seinen Wäringern in Constantinopel Kriegsdienste (1038), so zog König Sigurd (1103–1130) unter Balduin mit im Heere der Kreuzfahrer. Bereichert an Kenntnissen und von hoher Achtung vor der alten Cultur und feinen Bildung der südlichen Völker erfüllt, kehrten sie dann zurück und mancher Keim der absterbenden classischen Kunst wurde von dem frischen Stamm der Normannen aufgenommen. Nicht immer ist die Wirkung unmittelbar, oft auf Umwegen hinübergedrungen, so dass der gemeinschaftliche Zugzwischen Beiden manchmal versteckt ist, aber wie die von Nordlandsfahrern eingekratzten Runen in dem Rücken des jetzt am venetianischen Arsenal, einst am Hafeneingang Ton Athen stehenden Löwen noch erkennbar sind, so sind auch die Spuren ihrer Erfahrungen später in der Heimath nicht verloren gegangen.
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© 1880 Reprint-Verlag-Leipzig
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Lehfeldt, P. (1880). Normannen. In: Die Holzbaukunst. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91885-8_9
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