Zusammenfassung
Fig. 297 zeigt einen jungen Mann von 16½ Jahren, den Herr Dr. Herzog in Mainz im März 1906 bei einer Zusammenkunft hiesiger und auswärtiger Neurologen im städtischen Siechenhause vorgestellt hat. Bis zu seinem siebenten Lebensjahre hat sich der Kranke körperlich und geistig normal entwickelt; damals, im Sommer 1896, erlitt er beim Spiel mit anderen Knaben einen Sturz mit dem Kopf auf das Strafienpflaster, der von wiederholtem Erbrechen gefolgt gewesen ist. Ein halbes Jahr später fiel den intelligenten Eltern auf, dab der Junge im Wachstum und in der Schule hinter seinen Altersgenossen mehr und mehr zurückblieb; und tatsächlich hat der Kranke die Stufe körperlicher und geistiger Entwickelung, die er zur Zeit des Unfalls erreicht hatte, kaum mehr überschritten. Ohne andere Krankheitserscheinungen von seiten des Zentralnervensystems als eine leichte Imbezillität zu bieten, mißt er bei wohlproportioniertem Körperbau 126 cm; die zweite Dentition ist noch weit zurück; die Stimme hat noch nicht mutiert, der Haarwuchs in den Achselhöhlen und in der Schamgegend ist gänzlich ausgeblieben, die Genitalien sind infantil und, wie eine Durchleuchtung mit Röntgenstrahlen erwiesen hat, ist auch das ganze Skelettsystem auf einer kindlichen Stufe der Entwickelung stehen geblieben. Sehr deutlich sind im Skiagramm der linken Oberextremität (Fig. 298) an den distalen Enden des Radius und der Ulna schmale, helle Zonen sichtbar, die den noch nicht verknöcherten Epiphysen-knorpeln entsprechen. Wohl sind sämtliche Handwurzelknochen schon vorhanden 1); ihre Schatten sind aber infolge der Persistenz gröberer Knorpel-reste noch durch weite Zwischenräume voneinander getrennt. Neben dem Metakarpophalangealgelenk des Daumens ist der Schatten des Sesambeins, der meist im 12. bis 13. Lebensjahre erscheint, noch nicht sichtbar. Die distalen Epiphysen der Mittelhandknochen des 2. bis 5. Fingers, sowie die proximalen Scheiben an dem Metacarpus pollicis und an den einzelnen Phalangen der sämtlichen Finger sind noch vollkommen von ihren Diaphysen getrennt, und auch der Knochenkern des Olekranons ist noch isoliert sichtbar. Diese unvollständige Verknöcherung der Epiphysenknorpel labt darauf schliefen, dab der Kranke erst die Stufe der Skelettentwickelung eines 10–11 jährigen Kindes erreicht hat; zugleich ist aber mit der Persistenz der Knorpelfugen zwischen Epi- und Diaphysen, die das Röntgenbild zeigt, wenigstens die Möglichkeit gegeben, dab das Knochenwachstum des Kranken allmählich doch noch fortschreitet. Hat man doch wiederholt bei Zwergen selbst noch in einem vorgeschrittenen Lebensalter ein erneutes Wachs-turn beobachtet 2).
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Joachimsthal, „Über Zwergwuchs und verwandte Wachstumsstörungen.“ Deutsche med. Wochenschrift, XXV. Jahrg., 1899, pg. 269.
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© 1909 Verlag von Julius Springer
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Knoblauch, A. (1909). Athyreosis, Hypophysistumor und Akromegalie. In: Klinik und Atlas der chronischen Krankheiten des Zentralnervensystems. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91813-1_13
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