Zusammenfassung
Im Verlaufe neuerer Untersuchungen des Marburger Psychologischen Instituts 3) ergab sich, daß man bei bestimmten Eidetikern während der Beobachtung des AB, vor allem bei Erwachsenen, mehrfach einen „eidetischen Zustand“ findet, der von dem gewohnlichen Verhalten bei einfachen Wahrnehmungen und beim Betrachten gewohnlicher AB in bestimmter Weise abweicht. Es lassen sich aber auch hier wieder ganz bestimmte Typen unterscheiden, die nicht ganz beziehungslos erscheinen zu den bisher aufgestellten T- bzw. B-Typen, aber in bestimmter Weise anders sind. Beiden ist in ihrem „eidetischen Zustand“ gemeinsam eine Art „Versunkenheit“, die die gesamte Empfindungswelt in bestimmter, jedoch verschiedenartiger Weise beeinfluBt. Bei dem einen Typus wird beim Erzeugen und aufmerksamen Betrachten eines AB das periphere Gesichtsfeld eingeengt. Es tritt andeutungsweise das auf, was man in ausgepragtem Maße, besonders bei Hysterisehen, „konzentrische Gesichtsfeldeinengung“ nennt, in gewissem Umfange aber auch bei normalen Personen findet1). Entsprechend ist die Sinnesempfindlichkeit auch auf anderen Gebieten, z. B. die Tastempfincffichkeit der Haut, herabgesetzt : beim Aufsetzen zweier Spitzen eines Tasterzirkels mit veränderlichem Abstand zeigt sich, daß die Schwellenwerte für den Abstand zweier eben noch getrennt empfundenen Berührungspunkte bedeutend größer werden, daß mit anderen Worten im „eidetischen Zustand“ dieser Individuen noch zwei Punkte als einheitliche erscheinen, die im gewöhnlichen Bewußtseinszustand des Betreffenden als zwei verschiedene Tastberührungen bezeichnet werden. Piese Erhohung der Tastschwelle für Berührungsreize kann her in einzelnen Fallen bis zur Unempfindlichkeit gegen Nadeistiche fortschreiten. Per Korper kann für die betreffende Person dann gänzlich aus der Empfindung und dem Bewußtsein ausfallen; nur das AB ist da und erfüllt allein das Bewußtsein.
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Jaensch, W. (1926). Eidetische Zustände besonderer Färbung als Hinweis auf weitere Differenzierungen innerhalb der aufgezeigten psychophysischen Konstitutionstypen. In: Grundzüge einer Physiologie und Klinik der Psychophysischen Persönlichkeit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91753-0_7
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