Zusammenfassung
Unser Sehorgan ist als »Organ« eingefügt in den Gesamtorganismus und dient als solches dreierlei Zwecken: Es leitet uns bei der Ausführung willkürlicher Bewegungen; es verhilft uns zusammen mit anderen Sinnen zur Orientierung im Raum; es vermittelt uns, gleichfalls zusammen mit anderen Sinnen, Kenntnisse von den Dingen der »Außenwelt« und liefert uns somit die Grundlage für die Ausbildung unseres Geistes.
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Literatur
Über den Anteil jeder dieser beiden Faktoren an der Lagewahrnehmung beim Stehen siehe Arndts (1308 a). Hier weitere Literaturangaben.
Das ist im Grunde auch die Erklärung von Delage. Nur meint dieser Autor, man beurteile den Grad der Kopfdrehung nach der Augenstellung, und die Augen seien bei der Kopfwendung um 15° weiter gedreht, als der Kopf, was aber nach den oben S. 322 angeführten Befunden von Sachs und Wlassak nicht der Fall ist.
Hartmann (1333) bezeichnet als Orientierung »die psychische Verwertung der Beziehung eines Organismus zum umgebenden Raum nach Richtung und Lokalisation . . . durch Vermittlung der Zentralstätte eines Sinnesgebietes«, dagegen als Orientiertheit die psychische Verwertung der Beziehungen des Organismus zum umgebenden Raum durch Vermittlung der Zentralstätten sämtlicher Sinnesgebiete. Die letztere Bezeichnung widerspricht dem Sprachgebrauch, der unter Orientierung den Vorgang des Sich-Orientierens, unter Orientiertheit den Zustand des Orientiert-Seins versteht. Ich verwende daher im obigen den Ausdruck Orientierung auch für den Vorgang des Sich-Orientierens durch das Zusammenwirken mehrerer Sinne.
Auf dieser scheinbaren Richtungsänderung beruht wohl auch die von Pozzo (213) beschriebene Täuschung, daß, wenn man kurze schräge Striche in eine Horizontalreihe nebeneinander zu zeichnen versucht, die Reihe immer schräg gerät.
Diese Ansicht ist grundverschieden von der längst widerlegten Meinung v. Cyons (1319 und anderwärts), daß die Erregung der drei Bogengänge die Ursache der Dreidimensionalität des Raumes sei, so daß, wenn bei einem Tiere bloß zwei Bogengänge vorhanden wären, dieses auch bloß zwei Raumdimensionen wahrnehmen würde.
Die rasche Verschiebung naher Gegenstände bei geradliniger Fortbewegung ist die Ursache einer von Dove (1323 a) bemerkten Täuschung. Beim Fahren auf der Eisenbahn erscheinen uns die ganz nahen Objekte merklich kleiner als sonst, weil uns die schnell vorüberbewegten Gegenstände zu nahe herangerückt und folglich zu klein aussehen (Sick bei Vierordt, 1292, S. 135).
Ferri (1194) weist darauf hin, daß bei einer Kopfwendung bloß der Fixations-punkt und jene Punkte unbewegt bleiben sollten, die auf einem Kreis durch den Fixationspunkt und die Lage des Knotenpunktes eines Auges vor und nach der Bewegung liegen. Da dieser Kreis für beide Augen verschieden ist, müßten wir eigentlich fortwährend bei jeder Kopfbewegung alles ausser dem Fixationspunkt bewegt sehen. Für gewöhnlich bleibt aber diese Scheinbewegung unbeachtet.
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Hofmann, F.B. (1925). Der optische Raumsinn im Verband des Gesamtorganismus. In: Die Lehre vom Raumsinn des Auges. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91725-7_6
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