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Bewegungssehen und Gestalttheorie

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Die Lehre vom Raumsinn des Auges
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Zusammenfassung

Eine besondere Art von Eindrücken, die uns der Gesichtssinn vermittelt, bestellt in dem Sehen von Bewegungen. Wenn wir die Lokalisation der Sehdinge als eine von ihnen untrennbare Eigenschaft betrachten, so ist das Bewegungssehen ebenso aufzufassen, wie die Wahrnehmung der Änderung einer Empfindungsqualität, also etwa einer Änderung der Helligkeit, des Farbentons usw., gehört also in die Klasse der Veränderungswahrnehmungen (vgl. Lasersohn, 1238, S. 85 ff., Ebbinghaus-Dürr, 5 [I], S. 528; [II], S. 199). Exner (1186) und Vierordt (1292 a) haben daher, um den spezifisch-anschaulichen Charakter der Bewegungswahrnehmung scharf zu kennzeichnen, von einer Bewegungsempfindunggesprochen. Die sinnliche Deutlichkeit des Eindrucks unterscheidet das Bewegungssehen von dem bloßen Rückschluß auf Bewegung, den wir bei sehr langsam bewegten Gegenständen aus dem nach längerer Zeit festgestellten Ortswechsel ziehen1). Übrigens sind Unterscheidungen dieser Art nicht etwa auf das Erkennen von Bewegungen beschränkt, sondern finden sich ganz ebenso bei der Änderung anderer Empfindungsqualitäten, die unterhalb einer gewissen Schwelle auch bloß erschlossen werden.

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Literatur

  1. Wenn v. Kries (793, S. 242) den bloßen Rückschluß auf Bewegung als »indirekte Bewegungswahrnehmung« bezeichnet, so erweitert er damit den Begriff der Wahrnehmung in einer sonst nicht gebräuchlichen Weise.

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  2. Kahn (975) schien es, als ob sich die zentralen Teile eines ausgedehnten Musters dabei »in größerem Umfang bewegen« als die peripheren.

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  3. Die ältere Literatur findet man bei Helmholtz (I, S. 350; II, S. 494) und besonders eingehend bei Marbe (1246). Es kann auch der Fall vorkommen, daß eine wirkliche Bewegung durch die Art ihrer Darbietung aufgehoben wird. Das wurde zuerst 1821 von einem Ungenannten beschrieben (s. Burmester, 1159). Geht man an einem Lattenzaun vorüber und blickt auf die Räder eines dahinter fahrenden Wagens, so erleiden die Speichen die durch die Fig. 147 wiedergegebene Veränderung ihrer Form, und das Rad erscheint ganz stillstehend. Man kann das Experiment mit einem sich drehenden Speichenrad und einem vor ihm bewegten Karton mit parallelen Spalten nachahmen. Die Erklärung ergibt sich daraus, daß durch die Nachwirkung der Netzhautreizung die sukzessive im Spalt auftauchenden Stellen der Speicher sich zu einem Simultaneindruck vereinigen, der sich aus sämtlichen aufeinanderfolgenden Schnittpunkten von Spalt und Speiche zusammensetzt (Roget, 1270; Linke, 1240, S. 397 ff.). Eine besonders genaue Analyse gibt Bürmester (1159). Ein zweiter Fall von Aufhebung einer Bewegung entsteht, wenn man zwei Räder mit gleich viel Speichen hintereinander auf derselben Achse rasch mit der gleichen Geschwindigkeit gegeneinander dreht. Auch dann sieht man wieder ein ruhendes Rad, aber mit der doppelten Speichenzahl, als sie die wirklichen Räder besitzen (Plateau, Faraday; vgl. Linke, 1240, S. 102ff.). Die Stellen, an denen man die ruhenden Speichen sieht, sind die Begegnungsstellen, an denen sich zwei Speichen der hintereinander rotierenden Räder immer gerade decken. Da sich je zwei gegeneinander laufende Speichen bei einer vollen Umdrehung von 360° zweimal überdecken, ergibt sich daraus auch die Verdoppelung der Speichenzahl. Ein analoger Fall mit Kammrädern bei Plateau (1263), am Abplattungsmodell bei Emsmann (1183), an Schwungrädern bei Kurz (1237). Vgl. ferner Marbe (1246, S. 378, Anm. 1), Fälle mit stereoskopischem Effekt bei P. Czermak (1171).

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  4. Weiteres darüber bei Linke (1240, S. 472ff.). Linkes Versuchspersonen sahen skroboskopische Scheinbewegung je nach den Umständen noch bei einem Zeitintervall von 0,7–0,8 Sekunden.

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  5. Analoge Beobachtungen beschrieb schon Boswell (1155).

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  6. Nach einem kritischen Studium der Beobachtungen an Kriegsverletzten schließt sich auch Gneisse (1206) der Ansicht der Meinongschen Schule über die Gestaltproduktion an.

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  7. Nach Poppelreuter (1267) liegt im Falle von Goldstein und Gelb wahrscheinlich gar kein Verlust der optischen Gestaltwahrnehmungen vor. Vielmehr sei dieser durch eine ringförmige paramakuläre Amblyopie vorgetäuscht. Man kann die Erscheinung, daß Personen optische Formen nur durch nachfahrende Bewegungen erkennen, dadurch künstlich erzeugen, daß man die Bilder der seitlichen Netzhautteile bis auf ein ganz kleines zentrales Gebiet abblendet.

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  8. Dasselbe ist bei vielen Personen der Fall, wenn ihnen bei Betrachtung stereoskopischer Bilder nach vorausgegangenem Flachsehen plötzlich der binokulare Tiefen ein druck auftaucht (v. Karpinska, 979).

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  9. Eine Scheinbewegung in der Weise, daß ein zwei schwarze Flächen trennender weißer Streifen entweder in der Ebene der schwarzen Flächen erscheint oder als ein den schwarzen Grund verdeckendes Band darüber vorspringt, beschreibt auch Pikler (11, S. 377 ff.).

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  10. Man vgl. gerade für dieses Beispiel und für zahlreiche andere Hoppe (1219).

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  11. Eine ähnliche Scheindrehung beschreiben Stern (1281, S. 330) und Hanselmann (1210, S. 44) bei Pendelversuchen.

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  12. Gleichzeitig scheinen die ungradzahligen Streifen, wenn man die Spitze von links nach rechts führt, nach unten, die geradzahligen nach oben zu steigen (bei Bewegung der Spitze von rechts nach links umgekehrt). Das geschieht aber nur bei einer gewissen mittleren Geschwindigkeit und ist höchstwahrscheinlich bedingt durch die Vereinigung des positiven Nachbilds jedes vorhergehenden Querstrichs mit dem Bild des nachfolgenden, entspricht also den unten S. 587 beschriebenen Erscheinungen (vgl. auch Pierce, 1259). Zwei andere Scheinbewegungen, die man an der Zöllnerschen Täuschung beobachten kann, beschreiben Filehne (174) und Pierce (1259, 1261).

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  13. Eine interessante Modifikation dieses Versuches s. Nagel (1254).

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  14. Es ist selbstverständlich ausgeschlossen, hier mehr als einen kurzen Hinweis auf den Grundgedanken von Köhler zu geben. Eine etwas eingehendere Besprechung bringt Becher (1145).

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Hofmann, F.B. (1925). Bewegungssehen und Gestalttheorie. In: Die Lehre vom Raumsinn des Auges. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91725-7_5

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