Zusammenfassung
In diesem letzten Kapitel wollen wir uns mit den Ergebnissen beschäftigen, welche die Erforschung des Persönlichkeitsaufbaus heute zu verzeichnen hat. Wir werden sehen, daß es uns zunächst nur gelingt, gewisse allgemeine Grundlinien festzulegen und vielleicht noch die Struktur (für uns bedeutet stets Aufbau und Struktur dasselbe) bestimmter wichtiger psychischer Haltungen und Einstellungen, sei es auch nur ganz grob, herauszuarbeiten. Es wird der späteren Forschung vorbehalten bleiben, eine Aufbauanalyse von Persönlichkeitstypen in ihrer Ganzheit, d. h. im Sinne der „Grundformel“ vorzunehmen.
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Literatur
Berlin: Julius Springer 1926.
Triebe und Tendenzen werden für gewöhnlich unterschieden, Triebe als vitale Kräfte, Tendenzen als geistige Richtungen und Strebungen aufgefaßt. Die klare begriffliche Trennung läßt sich jedoch nicht immer leicht durchführen. L. Klages (1. Prinzipien der Charakterologie. Leipzig: J.A.Barth. 1910. 2. Persönlichkeit. Potsdam: Müller u. Kiepenheuer und Zürich: O. Füssli 1927) unterscheidet Triebe und Triebfedern; letztere im Sinne von Willensrichtungen.
E.Utitz: Charakterologie. Charlottenburg: Pan-Verlag (Rolf Heise) 1925.
A.Kronfeld: Zur phänomenologischen Psychologie und Psychopathologie des Wollens und der Triebe. Jb. Charakterol. Bd. 4, S. 239. 1927.
J. E.Staehelin: Untersuchungen an 70 Exhibitionisten. Z. Neur. Bd. 102, S. 464. 1926.
H.Hoffmann: Charakterantinomien und Aufbau der Psychose. Z. Neur. Bd. 109, S. 79. 1927. Es handelt sich hier um die Darstellung der psychologischen Analyse einer schicksalsmäßigen Krankheitsentwicklung.
K.Abraham: Über Einschränkungen und Umwandlungen der Schaulust. Jb. Psychoanalyse Bd. 6, S. 25. 1914.
Charakterantinomien (d. h. gegensätzliche Tendenzen, die in starker Kontrastspannung zueinander aufgebaut sind, also mit lebhafter Intensität gegeneinander wirken) besitzen zweifellos eine Affinität zu krankhaften Störungen (s. auch A. Storch: A. Strindberg im Lichte seiner Selbstbiographie. Grenzfrag. Nerv.- u. Seelenleb. H. 111). Sie kommen erbbiologisch, wie ich zu zeigen versuchte (Eine Theorie der Pathogenese im Gebiete der Psychopathologie. Z. Neur. Bd. 103, S. 730. 1926), durch áKeimfeindschaft″(Kombination von Keimmassen, die qualitativ und quantitativ nicht harmonisch aufeinander abgestimmt sind) zustande. Die Antinomien können sehr verschiedener Art sein, und die verschiedenen Formen antinomischer Charaktere unterscheiden sich dadurch, daß immer wieder verschiedene Gegensatzpaare eine beherrschende Stellung einnehmen. Bei dem einen steht etwa die Antinomie Unterwerfung—Verehrung und Unabhängigkeitsdrang—Machttrieb im Vordergrund, beim anderen Hingabe und Ichisolierung, beim dritten Selbstüberschätzung und Ichentwertung oder Selbstdisziplin und weichliches Sichgehenlassen usw. Stark gespannte Antinomien bedingen eine hochgradige Empfindlichkeit in der betreffenden Richtung.
O.Kant: Beiträge zur Paranoiaforschung. I. Die objektive Realitätsbedeutung des Wahns. Z. Neur. Bd. 108, S. 625. 1927.
P.Haeberlin: Der Charakter. Basel: Verlag Kober, C. F. Spittlers Nachfolger 1925.
A.Hauptmann: Menstruation und Psyche. Versuch einer „verständlichen″Inbeziehungsetzung somatischer und psychischer Erscheinungsreihen. Arch. f. Psychiatr. Bd. 71, S. 1. 1924.
O.Kant: Zur Strukturanalyse der klimakterischen Psychosen. Z. Neur. Bd. 104, S. 174. 1926.
2) A. Storch: Wandlungen der wissenschaftlichen Denkformen und „neue″ Psychiatrie. Z. Neur. Bd. 107, S. 684. 1927.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Hoffmann, H. (1928). Die Erforschung des Persönlichkeitsaufbaus. In: Charakter und Umwelt. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91720-2_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-91720-2_5
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