Zusammenfassung
Wir werden häufig Arzneistoffen begegnen, welche gerade ein Nerven-Zentrum in Erregung versetzen, während die anderen Nervenzellen unbeeinflußt bleiben. Oder auch sonst kann gerade eine besondere Wirkung eintreten, die nur die Kenntnis solcher anatomisch-physiologischer Verhältnisse ermöglicht. So stellt dasKokain ein Gift dar, welches zu einer Degeneration von den motorischen Zellen im Rückenmark führt, wenn wir es in den Rückenmarkskanal einspritzen, wenn wir eine Lumbalanästhesie machen. Betrifft nun eine solche Schädigung die Zellen, welche die Muskulatur des Oberschenkels versorgen, so sehen wir klinisch gar keine Wirkung, weil nur immer wenige Zellen zugrunde gehen. Da macht denn das Defizit bei der großen Menge von Nervenzellen und ihrer Muskulatur nichts aus. Betrifft dagegen die Zerstörung eine Gegend im Rückenmark, wo eine kleine Gruppe weniger Nervenzellen schon eine ganz andere Funktion hat als die benachbarte, wo ganz kleine Muskeln eine nach außen hin verschiedene Tätigkeit bewirken, wie die Muskeln für die Bewegungen des Auges, da treten schon durch Ausschaltung weniger Nervenzellen Störungen bei der Bewegung des Auges ein, die der Patient als Doppelbilder empfindet. Daher kann es zu Augenmuskellähmungen kommen, trotzdem das Kokain keine besondere Affinität zu den in Betracht kommenden Nervenzellen hat, aber gerade dort sehen wir sie.
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Frey, E. (1921). Degeneration der Nervenzellen nach Kokain; Lähmung eines Frosches durch Urethan und Curare. — Peripherer Angriffspunkt des Curare. — Kokainvergiftung. — Strychnin, Pikrotoxin. In: Die Wirkungen von Gift- und Arzneistoffen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91560-4_11
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