Zusammenfassung
Wenn wir den Kretinismus im biologischen Sinne als einen Ausdruck der Variabilität ansehen, so könnte es a priori ungereimt erscheinen, an eine „Behandlung“ auch nur zu denken. Freilich, ganz beseitigen läßt sich die Variabilität wohl nicht; allein sie ist auch keine absolut unveränderliche Größe, und wenn die Bedingungen bekannt sind, welche ein Flacherwerden, bzw. andrerseits eine größere Geschlossenheit der Kurve bewirken, so muß es auch möglich sein, diese Bedingungen zweckentsprechend zu modifizieren. Dann ist nicht die Theorie ein Hemmschuh für die Therapie, sondern dann vermag gerade die Theorie die Therapie in aussichtsreiche Wege zu lenken und sie vor fruchtlosen oder gar schädlichen Versuchen zu behüten. Und schließlich hat die Stbigersche Erklärung der Refraktionsanomalien gewiß keinen Augenarzt gehindert, eine Myopie kunstgerecht zu behandeln.
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Literatur
Dieses Kapitel erschien separat unter dem Titel „Kretinenbehandlung und Rassenhygiene“in der Ther. d. Gegenw. 1920, mit einigen unwesentlichen Abänderungen.
Vgl. Korr. Bl. 1910 (Mil. Beil., S. 27)
Es ist in diesem Zusammenhang auch an Untersuchungen „über den Einfluß gesteigerter Marschleistungen auf die Körperentwicklung in den Pubertätsjahren schwächlicher Kinder“(Dr. Felix Meyer (632)) zu erinnern. Es ergab sich, daß wandernde Schüler schon während der Fußwanderung, noch mehr aber nachher bedeutendere Gewichtszunahmen verzeigten als nicht wandernde Schüler gleichen Alters und gleicher Konstitution. Das wird so erklärt, daß der Mehrverbauch bei Muskelarbeit überkompensiert wird; Herz und Atmung erstarken wie bei der Oertelkur, Brustumfang nimmt zu. Auch dort schien dem Beobachter das psychische Moment (Lust, Frohsinn, Tatkraft usw.) beim Zustandekommen der Wirkung durchaus nicht nebensächlich.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Finkbeiner, E. (1923). Bestrebungen zur Ausrottung des Kretinismus. In: Finkbeiner, E. (eds) Die Kretinische Entartung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91530-7_5
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