Zusammenfassung
Es sind jetzt dreiunzwanzig Jahre, die ich dem Dienste dieser Universität gewidmet habe, und es waren gerade die Jahre meines Lebens, in denen ich mit der ganzen Stärke des männlichen Alters zu wirken vermochte. Was ihnen voranlief, war eine unreife und gärende Jugend; was ihnen nachfolgt, sind die Hefen eines kränkelnden Alters. Also fast mein ganzes Tun und Treiben, durch welches ich ernsthaft in den Betrieb der Menschen eingegriffen habe, fãllt in die Periode, die ich hier verlebte, und der heutige Tag windet mir den Erntekranz der Früchte meines ganzen Lebens. In der Tat ein merkwürdiger Tag, der mich zu den ernsthaftesten Betrachtungen auffordert! Ist jener Kranz denn so viel wert, daß mich ein Weib gebar? Hat sich nicht auch Unkraut unter den Weizen gemischt? Werden jene Früchte mir an meinem Todestage das Zeugnis reden, daß ich getan habe, was ich zu tun schuldig war? Diese meine Handlungen, die ich als einzelne Fäden in das Gewebe der Geschichte eingewebt habe, sind das Einzige, was von mir hier übrig bleibt, wenn die Erde den Staub zurückfordert, den sie mir nur auf kurze Zeit lieh.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Reil, J.C. (1926). Aus seiner Abschiedsrede, gehalten bei Niederlegung seiner Professur in Halle, am 8. September 1810. In: Ebstein, E. (eds) Deutsche Ärƶte - Reden. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91493-5_1
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