Von den Auswirkungen der Geistesstörung im realen Leben

Zusammenfassung

Von den Ausstrahlungen zu reden, die von den Geisteskrankheiten in die äußere Lebenssphäre übergehen, von den Wirkungen, die sie im Leben entfalten, von der Bedeutung, die sie in ihm gewinnen: das scheint auf den ersten Blick ein müßiges Bemühen. Die geistige Erkrankung macht ja — so etwa die landläufige Meinung — den von ihr Befallenen grundsätzlich unfähig, weiter im freien Leben zu verbleiben. Sie reißt ihn aus den bisherigen Lebensbeziehungen, aus Familie, Gesellschaft, Beruf usw., heraus und zwingt ihn hinter die Anstaltsmauern, die zugleich in gewissem Sinne den geistigen und sozialen Tod bedeuten. Bei solcher landesüblicher, wenn auch nicht stets so grob formulierter Anschauung von dem geistigen und sozialen Schicksal des Geisteskranken kann dann im Hinblick auf das reale Leben selbst nicht mehr viel Interessantes übrigbleiben. Höchstens noch ein paar praktische Fragen der allgemeinen Irrenfürsorge und der AnstaltsVersorgung, die volkswirtschaftliche und finanzielle Dinge berühren. Also etwa: in welcher Weise die Anstaltspflege und sonstige Versorgung der Geisteskranken am zweckmäßigsten und preiswertesten durchzuführen ist, welche Kosten der Gemeinschaft daraus entstehen, in welchem Umfange eine Behandlung und Verpflegung der Geisteskranken außerhalb der Anstalten durchführbar ist, wie weit sie materiell für die Allgemeinheit weniger belastend ist, was die Geisteskrankheiten überhaupt nach ihrer Zahl und ihrer Lebensdauer an Last für die Gemeinschaft bedeuten und ähnliches mehr. Nun, Fragen dieser Art haben gewiß auch ihre Berechtigung und sind sozialwissenschaftlich gewiß beachtlich. Aber wer nur so — nicht mehr und nicht anders — zu fragen wüßte, würde dem Zusammenhang der Psychose mit dem realen Leben nicht gerecht.