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Zusammenfassung

Die Pharmakognosie ist die Wissenschaft, welche alle therapeutisch verwertbaren Rohstoffe des Tier- und Pflanzenreiches aufzusuchen, nach allen Richtungen (mit Ausnahme der physiologischen Wirkungsweise) kennen zu lehren und ihre Ergebnisse unter allgemeinen Gesichtspunkten miteinander zu verknüpfen hat. Nach dieser neuen, gegenüber früheren erheblich erweiterten Definition ist es die Aufgabe des pharmakognostischen Forschers, nicht nur die zu seiner Zeit und in seinem Lande gebräuchlichen und als Heilmittel anerkannten, in das Arzneibuch aufgenommenen Drogen eingehend zu beschreiben, wie man es früher mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Praxis für ausreichend hielt, sondern auch nach Erweiterung des Drogenschatzes zu streben; und zwar dadurch, daß er die in früheren Zeiten geschätzten Arzneimittel der beiden lebenden Naturreiche, die zum Teil sicher mehr oder weniger unberechtigterweise in Vergessenheit ge-raten sind, ferner die sehr zahlreichen mit zum Teil großer Wahrscheinlichkeit heilkräftigen pflanzlichen (und tierischen) Produkte seines Landes sowie die fremder Zonen, besonders der Tropen, eingehend durchforscht, um zu einem sachlich begründeten Urteil über ihre Verwertbarkeit zu gelangen. Diese Durchforschung hat sich in allen in Betracht kommenden Richtungen zu bewegen. Ausgeschlossen ist nur die Ermittelung der physiologischen Wirkungsweise, d. h. das Studium der Vorgänge, die sich im Organismus des Kranken (oder auch eines gesunden Menschen oder Tieres) nach Eingabe der Droge oder ihrer wirksamen Bestandteile abspielen — sie gehört zur Pharmakologie, ist also Sache medizinisch vorgebildeter Forscher und der Verzicht des Pharmakognosten auf diese Forschungsrichtung, die gegenseitige Abgrenzung der Forschungsgebiete Pharmakognosie und Pharmakologie erscheint innerlich begründet durch die Tatsache, daß beide Wissenschaften die Droge und ihre wirksamen Bestandteile von ganz verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachten. Die Pharmakologie setzt die Droge in Beziehung zum leidenden Menschen (oder Tier), in dessen Organismus sie Wirkungen hervorruft, die Pharmakognosie setzt sie in Beziehung zum Organismus der Pflanze, die sie lieferte, so z. B. indem sie versucht zu ergründen, welche Prozesse in der Pflanze zur Entstehung der wirksamen Stoffe geführt haben, und wodurch diese Prozesse beeinflußbar sind und dergleichen mehr. Die Verschiedenheit der Forschungsrichtungen schließt natürlich nicht aus, daß ein Gelehrter in beiden Richtungen arbeitet.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Gilg, E., Brandt, W., Schürhoff, P.N. (1922). Einleitung. In: Lehrbuch der Pharmakognosie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91304-4_1

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