Zusammenfassung
Bis weit in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts war die Infektion der Operationswunden die selbstverständliche Regel, das Ausbleiben einer schweren Infektion eine seltene Ausnahme. Dementsprechend war die postoperative Sterblichkeit ungeheuer. In den Jahren 1868/1869 starben nach Küsters Aufzeichnungen im Berliner Diakonissenhause Bethanien von 26 Amputierten 20 = 77% an Pyämie! In einem 5 Jahre umfassenden Bericht aus den Pariser Hospitälern zählt Malgaigne in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 300 Todesfälle auf 560 Operationen = 54%. Mindestens ebenso schlimm war die Sterblichkeit nach Geburten. Wohl machte man allenthalben die Beobachtung, daß die Sterblichkeit an eitrigen Erkrankungen, namentlich an dem so .gefürchteten „Hospitalbrand“ gering war, wenn die Kranken in Privathäusern oder in neuen Krankenhäusern lagen, und daß sie mit der Anhäufung der Kranken, besonders in Kriegslazaretten, und mit dem Altern der Krankenhäuser grauenerregend stieg. Heute wissen wir, daß dieser Unterschied in der Virulenzsteigerung der ständig verimpften Keime und ihrer Verschleppung beruhte, wie wir das heute noch bei schweren Phlegmonen und septischen Leichen antreffen. Damals aber blieb das Gespenst, das die Erfolge der Chirurgen seit Jahrhunderten zum größten Teil vernichtete, in seinem Wesen unbekannt. Pibogoffzog lediglich aus dieser Tatsache den erfolgreichen Schluß, seine Operierten vereinzelt in Bauernhütten unterzubringen.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Kirschner, M., Schubert, A. (1927). Die Bekämpfung der Infektion. In: Allgemeine und Spezielle Chirurgische Operationslehre. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91299-3_3
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