Zusammenfassung
In den drei vorhergehenden Kapiteln habe ich die Gründe angeführt, die uns zu der Annahme führen, daß der als Angina pectoris bezeichnete Symptomenkomplex zu der Klasse der Schutzreflexe gehört, und daß die Symptome dadurch entstehen, daß ein inneres Organ gewisse Gebiete im Zentralnervensystem reflektorisch reizt. Der vom Herzen kommende Reiz erregt im Rückenmark diejenigen Zellen, die in der Nähe des zuführenden Nerven liegen. Die so erregten Nerven antworten nun in der ihrer speziellen Funktion entsprechenden Weise, und zwar sensible Nerven so, daß in ihrem Verzweigungsgebiete Schmerzen gefühlt werden, und motorische Nerven durch Erzeugung einer Muskelkontraktion. So kommt die eigentümliche Lokalisation des Schmerzes bei Herzleiden zustande und so entsteht das Gefühl, als ob die Brust zusammengeschnürt würde. Die heftige Reizung des Rückenmarkes kann, wenn sie abgeklungen ist, einen erregbaren Herd zurücklassen, so daß die betroffene Stelle einer Reizung leichter zugänglich wird und weitere Anfälle von Angina pectoris leichter ausgelöst werden können. Das Bestehen eines solchen erregbaren Herdes äußert sich bei einigen Kranken in der gesteigerten Empfindlichkeit der Haut, der Muskeln und anderer unter der Haut gelegener Gewebe an der Stelle, wo der Schmerz gefühlt wurde. Dieser Herd kann so empfindlich werden, daß ein Anfall von Angina pectoris auch durch einen Reiz ausgelöst werden kann, der gar nicht vom Herzen herkommt Ich habe ferner in den vorhergehenden Kapiteln wahrscheinlich gemacht, daß diese Erscheinungen nicht die Folge der groben Veränderungen sind, die man bei Angina pectoris findet, sondern daß sie auf einer Erschöpfung des Herzens beruhen. Wenn man sich diese Ansicht vergegenwärtigt, wird die Untersuchung der Kranken sehr erleichtert und die Grundlage gelegt für eine vernünftige Diagnose, Prognose und Behandlung.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Mackenzie, J. (1923). Angina pectoris. In: Lehrbuch der Herzkrankheiten. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-91287-0_14
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