Die Chirurgie der Obstipation

Zusammenfassung

Noch vor wenigen Jahrzehnten war die Therapie der Obstipation bis auf wenige Ausnahmen eine Domäne der internen Medizin. Dabei war die Verstopfungskrankheit ein reichlich unklares Gebiet, da auch die Grundlagen fehlten für ihr Verständnis. Durch die Verfeinerung der Untersuchungsmethoden, vor allem aber durch die Einführung des Röntgenverfahrens in die Diagnostik des Magen-Darmkanals ist darin eine Wandlung eingetreten. Unsere Anschauungen von der normalen Lage und der normalen Funktion des Dickdarmes sind in vielen Beziehungen umgewandelt und bereichert. Aus dem komplexen Krankheitsbilde der Obstipation ist eine ganze Reihe in ihren reinen Fällen besonders charakteristischer Krankheitsbilder herausgearbeitet. Gleichzeitig hat sich die Zahl der rein funktionellen „habituellen“ Obstipationen sehr verringert zugunsten der durch mechanische Bedingungen hervorgerufenen oder ausgelösten und begünstigten Fälle. Die Ansicht, daß eine Zusammenstellung chirurgisch angreifbarer Obstipationsfälle anmutet wie die Besichtigung eines Raritätenkabinettes, ist überholt und die Zahl der Obstipierten, die beim Chirurgen Hilfe suchen und finden, ist erheblich angewachsen. Es ist heute möglich für einen namhaften Teil der Obstipationsfälle eine mechanische Ursache oder wenigstens doch eine mechanische Komponente bei der fehlerhaften Funktion des Darmes zu finden. Das muß der leitende Gesichtspunkt für die chirurgische Betrachtungsweise dieser Krankheit sein: Welche mechanische und welche rein funktionelle Komponente liegt dem Einzelfall zugrunde und wie sind sie gegeneinander abzuwägen?