Ätiologie des Diabetes mellitus

Zusammenfassung

Diabetes mellitus kommt in allen Ländern vor, aber, wie es scheint, nicht mit gleicher Häufigkeit. Als Länderstriche, die besonders reich an Diabetikern sind, gelten Galizien, Ungarn, Süditalien, Ostindien, Malta; letzteres 38,4 Todesfälle auf 100 000 Einwohnern. K. Prasad meldet z. B., in Britisch-Ostindien hätten von den Eingeborenen (Hindus) aus den besseren Ständen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren nicht weniger als 15% Glykosurie, und meist entwickele sich daraus ein richtiger Diabetes mellitus. Manche Autoren bringen die Vorliebe der Krankheit für diese Gegenden mit dem reichen Genuß von Vegetabilien und zumal süßer Früchte in Beziehung. Es ist aber sehr fraglich, ob diese Verknüpfung gerechtfertigt ist; denn die vorwiegend vegetarische Lebensweise ist ungeheuer weit über den Erdkreis verbreitet und gehört auch in vielen Gregenden zur Begel, aus denen eine besondere Häufigkeit des Diabetes nicht gemeldet wird. Anderseits rechnet man auch die baltische Küste, den mittleren Rheingau und Nordamerika zu den an Diabetes reichen Ländern, obwohl dort von übermäßigem Genuß der Kohlenhydrate nicht die Rede ist. Ferner läßt sich anführen, daß wenigstens in Deutschland und, wie es scheint, auch in anderen Ländern der Diabetes die wohlhabenden Volksschichten bei weitem mehr befällt als die ärmeren Klassen. Wenn man die Ernährungsweise der Bevölkerung in Betracht zieht, so spricht diese Tatsache doch energisch gegen die Berechtigung, bestimmte Beziehungen zwischen Diabetes und überwiegendem Genuß von Kohlenhydraten anzuerkennen.