Erregungsspezifität und Erregungsresonanz

Zusammenfassung

Um es gleich eingangs zu sagen: Es handelt sich in den nachfolgenden Ausführungen um nichts weniger als um die Ersetzung des bisher herrschenden Prinzips der geometrischen Erregungsverteilung im Nervensystem durch ein dynamisches Prinzip, welches in der Funktion Ordnung gewährleistet, die nicht an struktureller Ordnung der Bahnen hängt. Eine solche Wandlung vorzunehmen, war nicht mutwilliger Einfall, noch auch ist es mir etwa aus allgemeinen Überlegungen eingegeben worden; nur rein induktiv wurde ich zu der neuartigen Theorie geführt, und dies geschah von folgendem Ausgang her: Mit fortlaufenden Untersuchungen über die Physiologie der Regeneration beschäftigt, sah ich mich unter anderem vor die Notwendigkeit gestellt, die Transplantation entwickelter Extremitäten auszuführen. Ein unerhört glücklicher Griff des Zufalls brachte dabei plötzlich Faktoren in so günstiger Kombination zusammen, daß ein außerordentliches und merkwürdiges funktionelles Phänomen zustande kam und sich meiner, auf ganz wesentlich andere Fragen gerichteten Beobachtung aufdrängen mußte.

Anmerkung des für die Aufnahrne des Artikels verantwortlichen Heraus-gebers (Winterstein): Der Beitrag des Herrn Weiss weicht insofern von den sonst in den „Ergebnissen der Biologie” veröffentlichten ab, als er nicht die zusammenfassende Darstellung eines Tatsachengebietes, sondern die einer neuen Theorie bringt. Die auf biologische Experimente begründete und zu einem großen Gebiet physiologischer Erscheinungen kritisch in Beziehung gebrachte Resonanztheorie der Nervenleitung scheint mir jedoch von allgemein biologischem Gesichtspunkt so ernsthafter Beachtung wert, daß ich glaube, sic einem größeren Kreise biologisch Interessierter unterbreiten zu. sollen.