Schmetterlinge und Gallen

Zusammenfassung

Wenn schon die minierenden Schmetterlingsraupen eine Fülle von besonderen Anpassungen aufweisen, so sollte das noch in höherem Grade von den Raupen gelten, die ebenfalls endophag in Gallen leben. Freilich scheinen die Raupen der SchmetterUnge erst relativ spät zu dieser Lebensweise übergegangen zu sein; wir kennen einmal nur wenige Gattungen und Arten aus dem großen Heer der Schmetterlinge, die zum Leben in Gallen übergegangen sind, und unter ihnen finden sich auch niemals solche starken Anpassungen an die veränderte Lebensweise wie bei den gallenerzeugenden Hymenopteren und Dipteren. Bevor wir unsere Schmetterlinge in dieser Hinsicht untersuchen, müssen wir erst feststellen, was überhaupt unter einer Galle zu verstehen ist. Wir bezeichnen mit Galle jede Bildungsabweichung bei einer Pflanze, die durch die Lebenstätigkeit eines Tieres (oder einer Pflanze) erzeugt wird, wobei ein physiologischer Zusammenhang symbiontischer Art zwischen dem Erzeuger und der Wirtspflanze besteht, der der letzteren meistens zum Schaden gereicht. Denken wir, um uns das klarzumachen, noch einmal an die Verhältnisse beim Gallapfel der Eiche. Die Gallwespe legt in die Blätter ihr Ei ab; durch den Stich verursacht entsteht ein ganz andersartiges Gewebe, als sonst in den Blättern der Pflanze sich ausbilden kann; diese ganz neuartige Substanz bietet dem jungen Larvenstadium der Gallwespe einmal Schutz und zum anderen Nahrung.