Generationswechsel und Polymorphismus

Zusammenfassung

Die Entwicklungsdauer, also die Zeit, die von der Eiablage bis zum Ausschlüpfen des Falters aus der Puppe vergeht, ist bei den verschiedenen Arten sehr verschieden. Wir haben schon erwähnt, daß der Weidenbohrer Cossus cossus L. mehrere Jahre zu seiner Entwicklung braucht; das gleiche gilt für viele Aegeriiden. Wir hatten aber die Ursache dieser Erscheinung in der Qualität des Substrates der Raupe gesehen; das Holz ist nicht in der Weise ausnutzbar wie andere Pflanzenteile, wie Blätter oder Früchte; deshalb ist die Größenzunahme bei relativ langem Zeitraum nur gering, und es ergibt sich die Notwendigkeit, den Lebenszyklus um ein oder mehrere Jahre zu verlängern. So haben wir eine relative Länge des Larvenstadiums bei fast allen xylophagen Arten, und es gibt wohl kaum eine holzfressende Raupe, die ihre Entwicklung vom Ei bis zur Imago in einem Jahre vollenden kann. Dies gilt natürlich zuerst nur für unsere europäischen Arten; in den Tropen, wo die Verhältnisse vielfach ganz anders hegen, sind noch nicht ausreichende Untersuchungen angestellt worden, die eine Verallgemeinerung dieser Frage zulassen würden. Aber auch in anderen Fällen kann sich die Entwicklung einer Art über mehrere Jahre hinziehen. Wir müssen hier natürlich absehen von allen den Tatsachen, die nur ein Überliegen der Puppe darstellen; wir haben schon früher festgestellt, daß es nie die Regel ist, sondern nur gelegentlich auftritt und in einer gewissen Beziehung zu klimatischen Besonderheiten steht.