Die rheumatische Infektion

Zusammenfassung

Das Wort Rheuma bedeutet im Griechischen Fließen und ist der Ausdruck dafür, daß eine Schädlichkeit gewissermaßen mit dem Blutstrom durch die Glieder von Gelenk zu Gelenk fließe, und dabei eigentümliche, heftige, ziehende Schmerzen, Empfindlichkeit und Steifigkeit in den Muskeln und Gelenken verursache. Zunächst stand der akute Gelenkrheumatismus so sehr im Vordergrund des Krankheitsbildes, daß nach Abklingen desselben das Kind als geheilt betrachtet und aus der Behandlung entlassen wurde. Herzleiden, Chorea usw. wurden lediglich als akzidentelle Komplikationen angesehen. Nach der heutigen Auffassung hat sich dieses Bild mit Recht wesentlich verschoben. Die rheumatische Polyarthritis gilt jetzt nur als eine besondere und nicht einmal als die wichtigste Manifestation unter anderen gleich berechtigten Lokalisationen einer Infektion, welche durch eine eigenartige Syntropie von Krankheitszuständen charakterisiert ist. Die zu dieser Syntropie gehörigen wesentlichen Glieder sind: Gelenkrheumatismus, Pankarditis, Chorea und Rheumatismus nodosus (subcutane Knötchen und Knoten). Diese Krankheitszustände werden am besten unter dem Ausdruck rheumatische Infektion zusammengefaßt, weil sie klinisch offensichtlich zusammengehören, da sie entweder mit oder nacheinander beim gleichen Patienten in Intermissionen von wochen-, monate- oder jahrelanger Dauer zur Beobachtung gelangen.