Zusammenfassung
Ein Hauptgebot für den Naturwissenschaftler und Ingenieur, wenn er Mathematik anwendet, muß die Anschaulichkeit sein. Deshalb sind, wo es irgend möglich ist, graphische Verfahren zu bevorzugen. Sie tragen der Tatsache Rechnung, daß den meisten Menschen Mathematik durch das Auge leichter eingeht als allein durch logisches Schließen; sie dringen rasch und tief zu den natürlichen, im gesunden Menschenverstand liegenden Quellen mathematischer Erkenntnis und mathematischer Arbeit vor; sie befreien die mathematischen Überlegungen von Nebensachen und lassen das Wesentliche „anschaulich“in wörtlichem und höherem Sinne zutage treten. Ihr Gebrauch setzt heutzutage noch bei manchem — beim Naturwissenschaftler wohl mehr als beim Ingenieur, dessen Sprache von jeher die Zeichnung war — eine grundlegend veränderte geistige Haltung gegenüber der Mathematik und im Anfang auch etwas geduldige Übung voraus. Denn gerade der Nichtfachmathematiker, wenn er nicht Mathematik überhaupt ablehnt, neigt oft merkwürdig stark dazu, bei mathematischen Dingen im Formalen, Abstrakten stecken zu bleiben und in Tabellen, Buchstaben- oder Zahlenrechnungen zu schwelgen. Demgegenüber handelt es sich bei den graphischen Verfahren, allgemeiner überhaupt in der praktischen Mathematik darum, jede mathematische Betrachtung in Skizzen augenfällig zu machen und sich immer wieder zur Einfachheit, zu einem gesunden Verhältnis von Inhalt und Methode, von Frage und Ergebnis, von Zeichnung, Rechnung und Formel zu zwingen.
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Walther, A. (1935). Praktisch-mathematische Grundlagen. In: Berl, E. (eds) Chemische Ingenieur-Technik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90844-6_1
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