Zusammenfassung
Die Rechte und Pflichten aus den von der untergehenden Gesellschaft geschlossenen Verträgen gehen grundsätzlich unverändert auf die übernehmende über, sofern sich nicht aus der Natur des Vertrages etwas anderes ergibt4. Um nur einzelne Fälle herauszugreifen, so gehen die Ansprüche aus Dienstverträgen trotz § 613, S. 2 BGB. über. Denn eine Aktiengesellschaft ist etwas Unpersönliches, so daß im Zweifel gleichgültig ist, welcher Aktiengesellschaft die Dienste zu leisten sind; daher sind hier grundsätzlich die Ansprüche auf die Dienstleistungen übertragbar5. Das gilt nicht nur für Arbeiter und Angestellte6, sondern grundsätzlich auch für die Mitglieder des Vorstandes1. Hier kann jedoch der Fall so liegen, daß diesen, nicht etwa der Gesellschaft, gemäß § 675 in Verbindung mit § 6262 ein Kündigungsrecht aus wichtigem Grunde gegeben ist, d. h. wenn ihnen infolge der veränderten Umstände die Fortsetzung des Vertragsverhältnisses nicht zugemutet werden kann, so etwa bei der Aufnahme durch eine Kommanditgesellschaft auf Aktien, wenn der Vorstand unter die Komplementäre gestellt wird3. Natürlich kann die Vertretungsmacht (§ 231, III HGB.) jederzeit widerrufen werden, unbeschadet des Lohnanspruches. Im übrigen sind diese Fragen rein theoretischer Natur, da gerade dieser Punkt in allen Verträgen besonders eingehend geregelt wird.
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Literatur
Wie hier: Ploetz: S. 36; Kohler: S. 313; Schulze: S. 14; vgl. auch v. Tuhr: AllgT. II, 1, S. 86; Martin Wolff: SachR., §45, I 3b und Anm. 13, der den ähnlich liegenden Fall des Ehevertrages anführt, a. M. Eckhardt: ZHR. 92, S. 477; Hafner bei Holdheim: 22, S. 234 für Immobilien, jedoch erfolgt nach ihm der gutgläubige Erwerb erst nach Ablauf des Sperrjahres. Das ist sicher falsch, da der Erwerb, wenn überhaupt, sofort erfolgt. Vgl. auch Schmitt: S. 90/94.
Vgl. RG. 9, S. 19.
Vgl. § 419 BGB.; RG. 71, S. 380.
Vgl. etwa § 514 BGB.
So auch Blum: Zbl. f. HR. 1927, S. 326, der hier von einer Umkehrung der Beweislast spricht; Schmitt: S. 103 und die meisten; vgl. jedoch auch Friedländer: S. 106; Kaskel: ArbR., S. 111 und 160.
Hier mag auf einige arbeitsrechtliche Fragen hingewiesen werden. Insbesondere ist zu betonen, daß laufende Einzelarbeitsverträge unter der Herrschaft eines Tarifvertrages unverändert bleiben, auch wenn die übernehmende Aktiengesellschaft nicht tarifgebunden ist. Denn, wenn sie es auch nicht ist, solange sie nicht dem betreffenden Arbeitgeberverband beitritt, so behalten doch die Verträge ihren bisherigen Inhalt (vgl. Kaskel: S. 39 und Anm. 3 für den Fall der Veräußerung und der Erbschaft). Ob die Arbeitnehmer der übernommenen Aktiengesellschaft eine neue Betriebsvertretung wählen müssen, ist überhaupt keine Folge der Fusion, sondern der Betriebsverschmelzung (vgl. Kaskel und Hueck: Betriebsvertretung und Fusion, NZfA. 1928, Sp. 659ff.). So führt Kaskel (Sp. 664) mit Recht aus: „Geht ein Betrieb in dem andern auf, so geht seine Betriebsvertretung unter, die der aufnehmenden bleibt unberührt. Bilden mehrere Betriebe einen neuen Betrieb, so gehen alle bisherigen unter.“(Keine analoge Anwendung des §43 BRG.) Vgl. aber auch RArbG. in JW. 1928, S. 2649 bis 2650, mit Anm. von Oppermann.
Staub-Pinner: § 306, Anm. 14; Schmitt: S. 106.
Vgl. auch § 628, II.
Staub-Pinner: § 306, Anm. 14, § 231, Anm. 32; Münster: Einfluß der Fusion auf bestehende Vertrags Verhältnisse. Heidelberger Dissertation 1911, S. 62, N. 4; Rosendorff: Rechtliche Organisation der Konzerne, S. 117.
Staub-Pinner: §306, Anm. 14, §243, Anm. 8.
Vgl. RG. 81, S. 154.
Vgl. Wolff: SachR. § 152, Anm. 11; Friedländer: S. 106; OLGRspr. 34, S. 217; a. M. Predari bei Gruchot 58, S. 101; Blum: S. 326.
So Münster: S. 62, N. 4.
Der hiergegen erhobene Einwand Blums: S. 326, beweist höchstens, daß auch das von ihm gezeigte Ergebnis bedauernswert ist.
Vgl. auch Schmitt: S. 106ff.
Vgl. Staub-Pinner: §306, Anm. 14.
Vgl. Münster: a. a. O.; Friedländer: S. 105; Künstler: JW. 1929, S. 1105, mit weiterer Literatur.
Vgl. auch Münster: S. 62, N. 4.
Dagegen BayObLG. vom 20. Juni 1924, in zwei Entscheidungen, zitiert bei Künstler: a. a. O.
Vgl. RG. 69, S. 5611., 72, S. 16ff.; OLG. Düsseldorf bei Bauer: 16, S. 8; Gumbel in LZ. 09, S. 130; Fuld bei Holdheim: 16, S. 1; Kohler: S. 314; Friedländer: S. 108.
Kohler: S. 310.
So Flechtheim: JW. 1927, S. 1060.
ArchBürgR. 40, S. 310 ff.
Zuletzt JW. 1927, S. 1060ff.
Vgl. Kohler: S. 314; Friedländer: S. 96.
Vgl. ferner ders.: Rechtliche Organisation der Kartelle, S. 306; JW. 1927, S. 1061/62; ebenso Isay: Allg. BergG. II, S. 416; Isay-Tschiersky: KartellVO. §8, Anm. 61; Staub-Pinner: §306, Anm. 14; für das RG. offenbar: Friedländer: S. 100; sowie ferner Brodmann: §306, Anm. ib, und Weisbart bei Ring-Schachian: S. 513.
Zustimmend neuestens auch Haussmann: Unternehmenszusammenfassung, im Handwörterbuch der Rechtswissenschaft Bd. 6, S. 258. 1929.
Kipp: JW. 1926, S. 1809.
Vgl. JW. 1927, S. 1066.
So auch RG. 89, S. 357; Staub-Pinner: §306, Anm. 14; Kohler: S. 316; Friedländer: S. 349.
a. a. O., S. 1063.
Kartellrecht, S. 306.
Vgl. JW. 1926, S. 1809 mit Anm. von Kipp.
Vgl. darüber im einzelnen unten § 15.
Ähnlich auch Friedländer: S. 103, unter Hinweis auf §§ 1024, 1060, 1090, II BGB., was freilich, wie Flechtheim mit Recht betont, nicht einmal erforderlich ist.
Vgl. Blum: S. 327.
Vgl. Lenel: ArchZivPr. 79, S. 60; Zitelmann: ebenda Bd. 99, S. 103; RGZ. 70, S. 393.
v. Tuhr: S. 545.
Über einzelne Fälle vgl. auch noch Friedländer: S. 104/5.
Flechtheim: S. 1067.
So Münster: S. 62, N. 2; v. Cosel: S. 144; vgl. hierzu auch RG. in JW. 1926, S. 1809.
Vgl. auch den ähnlich liegenden Gedankengang bei Planck-Siber: Vorb. III 3 c zu §§ 275 – 292 BGB. über die Heranziehung der Grundsätze über Unmöglichkeit bei Befreiung des Schuldners infolge wichtiger Gegeninteressen oder überobligationsmäßiger Schwierigkeit auf Grund eines von ihm zu vertretenden Umstandes.
Vgl. Drumm: JW. 1927, S. 2976.
ZVersWiss. 1916, S. 23ff.; LZ. 1916, S. 584ff.
LZ. 1916, S. 442ff.
Zustimmend Stolzer in der Festschrift für Prange: S. 298ff.
LZ. 1916, S. 990ff.
RückversZ. 1924, Nr. 1. und JW. 1928, S. 547/48.
LZ. 1916, S. 885ff.; JW. 1927, S. 2976 (gegen ihn: Ehrenberg: LZ. 1916, S. 989ff.).
Weitere Ansichten noch bei Ritter: Das Recht der Seeversicherung 1924, S. 1187; ferner bei Weisbart: a. a. O., S. 513, der den § 745 BGB. analog anwenden will.
Vgl. auch Josef.
a. a. O. und bei Düringer-Hachenburg: S. 339, Anm. 8; vgl. auch Staub-Pinner: § 335, Anm. 2, § 339, Anm. 11; Heymann (Bremen): ZHR. 92, S. 228/29.
Vgl. Passow: S. 305.
Vgl. hierüber Staub-Pinner: § 179, Anm. 23ff., insbesondere Anm.27; Schmalenbach: S. 130ff.; Flechtheim: S. 1069.
Vgl. Weisbart bei Ring-Schachian: S. 514.
Vgl. hierzu auch Staub-Pinner: a. a. O., Anm. 27.
Es sei auch auf eine französische Parallele hingewiesen betr. die Rechte der parts de fondateurs = parts bénéficiaires. (C’est un titre, le plus souvent négociable, donnant droit à une quote-part des bénéfices de la société sans faire partie de son capital et sans permettre aucune immixtion dans son administration.) An einer gesetzlichenReglung fehlt es. (Vgl. Houpin-Bosvieux: Bd. 1, N. 512, S. 533.) — Es wird den Inhabern keine Klage auf Nichtigkeit der Fusion gewährt, wohl aber eine Schadensersatzklage, wenn die Fusion erfolgt aus anderen Gründen, que par la simple convenance des actionnaires. (Vgl. Houpin-Bosvieux: Bd. 1, N. 559, S. 580 und Anm. 2.)
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Goldschmidt, R. (1930). Einwirkung der Fusion auf schwebende Verträge, insbesondere auf elastische Verbindlichkeiten. In: Die Sofortige Verschmelzung (Fusion) von Aktiengesellschaften. Rechtsvergleichende Abhandlungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90812-5_14
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