Nervöse Begleiterscheinungen und Liquorbefunde

Zusammenfassung

Die Influenza führt bekanntlich nicht selten zu Neuritis und Polyneuritis (vgl. S. 2). Bei den Influenzapsychosen fanden sich neuritische bzw. polyneuritische Begleiterscheinungen in acht Fällen. Fünfmal waren es leichtere neuritische Störungen: Stiche, Ziehen, Schmerzen, Lähmungsgefühle in den Beinen, seltener in den Armen, Druckempfindlichkeit der Nervenstämme (Fälle 2, 3, 6, 7, 15). Bei zwei Kranken bestand eine schwere Polyneuritis mit aufgehobenen, bzw. herabgesetzten Sehnenreflexen, Dehnungsschmerz, Druckempfindlichkeit der Nerven, Hypotonie (Fälle 8 und 19). Die neuritischen und polyneuritischen Begleiterscheinungen sind ein wertvolles Hilfsmittel, um im Zweifelsfall Influenzapsychosen als solche zu erkennen. Polyneuritis bestand auch in Pässlers Fall 7 (ängstliche Halluzinose). Besonderes Interesse verdient unser Fall 8 (Halluzinose), bei dem neben völliger Areflexie der Sehnen Pupillenstarre vorlag, so daß der Verdacht auf Paralyse äußerst dringend war. Symptomenbild und negativer Liquorbefund sprachen dagegen; schließlich wies auch die histologische Untersuchung des Gehirns keine paralytischen Veränderungen nach. Es muß dahingestellt bleiben, ob die Pupillenstarre auf ophthalmoskopisch nicht sichtbaren Veränderungen am Optikus oder auf Krankheitsvorgängen in der Gegend des Okulomotoriuskerns beruhte. Vorübergehende Pupillenstörungen sah auch Meyer zweimal bei Influenzapsychosen (Fälle 2 und 5). Franke beobachtete sie bei einer Enzephalomyelitis nach Grippe.