Zusammenfassung
Bei der Besprechung des möglichen Zusammenhanges zwischen dem Rheumatismuskomplex und der Hunting ton schen Chorea habe ich erwähnt, daß zwei choreafreie Mitglieder einer Huntington-Familie zugleich sehr häufig an Kopfschmerzen und an „Rheumatismus“ gelitten hätten. Es ist nun angesichts solcher Fälle der Gedanke zu erwägen, ob hier die als „Rheumatismus“ bezeichneten körperlichen Beschwerden nicht, wie ich es für andere Fälle vermute, ein thalamisches oder thalamokortikales Herdsymptom, sondern gelegentlich einmal ein Migräne-Äquivalent darstellen. Wir wissen ja seit langem (Möbius, Oppenheim, neuerdings besonders Curschmann1), in wie mannigfacher Form dieser in den verschiedenen Familien in die Erscheinung treten kann („hemikranische Äquivalente“ nach Möbius). Besonders Oppenheim2 hat auf Fälle verwiesen, in denen an Stelle der echten Hemicranie periodische Anfälle von heftigen Schmerzen an umschriebenen Gebieten von Rumpf oder Extremitäten auftreten. Man wird danach mit der Annahme nicht zu weit gehen, daß die „Migräne“-Sen- sationen in familien- oder fallweise abgestufter Häufigkeit mehr oder weniger in alle Organe oder Funktionsgebiete projiziert werden. Da nach wie vor die Projektion in den Schädelbereich am häufigsten ist, liegt es nahe, auch die in anderen Körpergebieten auftretenden Migränezustände auf Störungen eines diesen Bereichen entsprechend gegliederten Centrums im Gehirn, etwa nach der heute herrschenden Anschauung des Vasomotoren-Centrum, zurückzuführen. Es würde dann, wenn solche Sensationen mit einer gewissen Regelmäßigkeit bei der Hunting ton sehen Chorea gefunden werden sollten, unter Umständen an eine Einbeziehung auch dieses Centrums in den heredodegenerativen Prozeß zu denken Sein.
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Literaturhinweise
Münch. med. Wochenschr. 1922. 1774.
Lehrb. d. Nervenkrankheiten. 6. Aufl. S. 1567.
Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. 78, H. 1/2.
Zeitsehr. f. d. ges. Neurol, u. Psychiatrie 17, 257.
Dtsch. med. Wochenschr. 1909. 972.
Herr Dr. Zwirner hat mich bei den entsprechenden Ermittlungen in dankenswerter Weise unterstützt.
denen ich für Überlassung der Krankenblätter zu Dank verpflichtet bin.
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Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Kehrer, F. (1928). Cephalea bei Huntingtonscher Chorea. In: Erblichkeit und Nervenleiden. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie, vol 50. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90805-7_16
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