Bemerkungen zur klinischen Diagnose der Entwicklungsformen der menschlichen Tuberkulose

Zusammenfassung

Es ist in dieser Wochenschrift schon mehrfach über die Möglichkeit berichtet worden, innerhalb des Formenkreises der menschlichen Tuberkulose verschiedene Entwicklungsstadien zu unterscheiden². In den bisherigen Arbeiten ist, wie das für die eingehende Begründung einer neuen Auffassung notwendig, das pathologisch-anatomische Verhalten in erster Linie berücksichtigt worden. Es ist daraus vielfach gefolgert worden, daß meine Auffassung im wesentlichen am Seziertisch entstanden sei, und daß für die Praxis das aufgefundene System deshalb noch lange nicht verwertbar zu sein brauche. Es liegt mir deshalb daran, festzustellen, daß der Gang der Entdeckungen gerade der umgekehrte gewesen ist. In der klinischen Beobachtung war ich an großem Beobachtungsmaterial auf regelmäßig wiederkehrende klinische Differenzen im Krankheitsbild der Tuberkulose gestoßen, die sich unschwer voneinander hatten unterscheiden lassen und die ihrerseits erst die Veranlassung geworden sind, die gleichsinnigen Differenzen im pathologisch-anatomischen Substrat näher zu untersuchen, um auf diese Weise noch tiefer in das Wesen der Unterschiede einzudringen.

Aus der Münch. med. Wschr. 1922, Nr 3, 69–72.