Zusammenfassung
Die Medizin von heute, die wissenschaftliche Forschung und das praktische Handeln am Krankenbett sind beherrscht von dem Willen zur Synthese. In Überwindung einer oft zum Dogma erstarrten Kluft zwischen „Schulmedizin“ und „Naturheilkunde“ entsteht oder entsteht wieder einmal eine Heilkunde, die besonders bestrebt ist, in den stolzen Bau der klinischen Medizin erprobte Gedanken und Verfahren der Volksmedizin und im Sprachgebrauch als „natürliche“ bezeichnete Heilweisen aufzunehmen. Die Bäder- und Klimaheilkunde stand in früherer Zeit, so scheint mir, in diesem jetzt abebbenden Kampf zwischen Kos und Knidos in einer mehr neutralen, auf jeden Fall abseitigen Stellung. Der betont gesellschaftliche Zuschnitt selbst solcher deutschen Badeorte, deren heilende Wirkung wir heute sehr ernst nehmen, war für die wissenschaftliche und ärztliche Geltung des Kurarztes einer verflossenen Epoche nicht ohne Gefahren. In ein Badeleben eingeordnet, das zunächst höfisch-aristokratisch (man vergleiche Goethes Karlsbader Gedicht zum Empfang der Kaiserin Maria Ludovika), später auf die gesellschaftliche Eleganz einer reichgewordenen Oberschicht zugeschnitten erschien, waren der Arzt und seine Verordnung nur ein Faktor unter vielen, die dem Ort und der Kur den Charakter gaben.
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Literatur
„Weder das tuberkulöse Granulom als Tuberkelknötchen noch die Entdeckung des Tuberkelbacillus hat die Phthiseotherapie so sehr gefördert wie die unspezifische Behandlung durch Freiluftruhekuren und Diätbehandlung, wie sie als deutsche Großtat von Brehmer in Görbersdorf zuerst durchgeführt wurde“ (von Bergmann 1941).
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Amelung, W. (1941). Der Arzt im Kurort im Wandel der Zeiten und die klimatische Behandlung im Rahmen der Gesamtmedizin und der Naturheilkunde. In: Klimatische Behandlung Innerer Krankheiten. Abhandlungen aus dem Gebiet der Bäder- und Klimaheilkunde, vol 4. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90755-5_1
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