Zusammenfassung
In der Lehre von den Ursachen der Nervenkrankheiten spielt die Erblichkeit eine sehr erhebliche Rolle. Schon unter den erstbeschriebenen erblichen Leiden überhaupt befinden sich die sog. nervösen Heredodegenerationen (Jendrassik). Auf keinem Gebiete der Medizin, die Lehre von den Augenkrankheiten ausgenommen, von deren erblichen Arten hinwiederum ein nicht unerheblicher Teil in unser Gebiet fällt, gibt es eine gleich große Zahl erblicher Krankheitsgruppen wie in der Neurologie 2. Dabei kommt es bis in unsere Tage immer wieder einmal vor, daß bei Leiden, deren Verursachung bislang ganz dunkel war oder in unbestimmten äußeren Schädlichkeiten gesucht wurde, der Nachweis gelingt, daß der Vererbung die ausschlaggebende Rolle zufällt, sofern nur richtig darnach geforscht wird. Während in der vorwissenschaftlichen Zeit letztere nur dann angenommen wurde, wenn eine bestimmte Krankheit bei Eltern und mehreren ihrer Kindern auftrat, hat die neuere Erblichkeitslehre, welche sich auf den Entdeckungen Gregor Mendel S aufbaut, gezeigt, daß echte Erblichkeit auch dann vorliegen kann, wenn Eltern, Großeltern und Urgroßeltern von ihr verschont bleiben, dafür aber mehrere Geschwister befallen werden. Ja, in seltenen Fällen kann ein besonderes Zusammentreffen von kranken Erbmassen in einer Familie zur Unterdrückung der Anlage zu einem Leiden führen und so das scheinbar allen laienhaften Vorstellungen von Erblichkeit zuwiderlaufende Ergebnis zustande kommen, daß jenes nur bei einem einzigen Angehörigen einer solchen in Erscheinung tritt.
Grundsätzlich gelten die nachfolgenden Betrachtungen auch für die nicht-organischen erblichen Nervenkrankheiten, deren Darstellung in diesem Handbuch sich an verschiedenen Einteilung der erblichen Nerven leiden sind daher auch letztere aufgenommen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Assoc. f. research in nerv. a. ment. disease, Vol. 3. New York: Hoeber 1923.
Bauer, J.: Vorlesungen über allgemeine Konstitutions- und Vererbungslehre. Berlin 1923.
Bauer, J. u. C. Stein: Konstitutionspathologie in der Ohrenheilkunde. Berlin 1926.
Baumgart: Die juvenile Tabes. Z. Neur. 71, 321 (1923).
Bielchowsky, M.: Entwurf eines Systems ddr Heredodegenerationen des Zentralnervensystems. J. f. Psychol. 24, 48 (1919).
Bing: Die heredofamiliären Degenerationen des Nervensystems. Med. Klin. 1906 II.
Kongenitale, heredofamiliäre usw. Erkrankungen. Handbuch der inneren Medizin, Bd. 5, S. 650. 1912.
Bluhm, A.: Alkohol und Nachkommenschaft. München 1930.
Bremer: Zur Lehre von den Heredodegenerationen. Arch. f. Psychiatr. 66, 477.
Creutzfeld: Heredodegeneration des Nervensystems. Jkurse ärztl. Fortbildg 15, 37 (1924).
Crouzon: iStudes sur les malad, famil. nerveux et dystroph. Paris 1929.
Curtius: Familienforschung. Münch, med. Wschr. 1931.
Multiple Sklerose und Erbanlage, S. 582. Leipzig 1933. Dtsch. med. Wschr. 1933 I, 279.
Vererbung und Nervenkrankheiten. Med. Welt 1934, 389.
Curtius u. Schlotter: Zur Klinik und Erbbiologie der juvenilen Tabes. Dtsch. Z. Nervenheilk. 134, 44 (1934).
Korrelationen in der Erbpathologie des Nervensystems. Med. Welt 1934, 468.
Curtius u. Stempel: Morbus Recklinghausen und Epidermolysis traumatica hered. dystroph, in einer Familie. Dermat. Z. 51, 401 (1928).
Dawidenkow: Akute, regressierende und episodische hereditäre Erkrankungen des Nervensystems. Z. Neur. 104, 596 (1926).
Edinger: Rolle des Aufbrauchs bei den Nervenkrankheiten. Zbl. Nervenheilk. 31, 575 (1908).
Entres: Vererbung und Keimschädigung bei Geisteskrankheiten. Handbuch der Geisteskrankheiten, herausgeg. von Bumke, Bd. 1, S. 50. Berlin 1928.
Ferguson, Fergus and Macdonald Critchley: Heredofamiliale disease resembling dissem. sclerosis. Brain 52, 203 (1929).
Fischer, E.: Erbschädigung beim Menschen. Das kommende Geschlecht, Bd. 5, H. 6. 1930.
Fleck: Erbbiologische Untersuchungen über Encephalitis epidemica. Arch. f. Psychiatr. 79, 509 (1927).
Fleischer: Vererbung nervöser Degeneration. Z. Neur. 84, 418.
Franceschetti: Handbuch der Ophthalmologie, herausgeg. von Schieck u. Brückner, Bd. 1, S. 631. 1930.
Galton-Pearson: The Treasury of human inherit. Cambridge 1909.
Gowers: Heredity in disease of the nerv, system. Brit. med. J. 1908.
Guiljarowsky u. Winokuroff: Quecksilbervergiftung. Z. Neur. 121, 1 (1929).
Hanhart: Sammelforschung über Friedreichsche Krankheit. Schweiz. Arch. Psychiatr. 13, 267.
Bedeutung der Erforschung von Inzuchtgebieten. Schweiz, med. Wschr. 1924 II.
Henke u. Seeger: Z. Konstit. lehre 13, 371 (1927).
Higier: Pathologie der angeborenen, familiären und hereditären Krankheiten. Arch. f. Psychiatr. 48, 11 (1911).
Hoffmann, H.: Vererbung und Seelenleben. Berlin 1922.
Husler u. Wiskott: Syphilis und Keimverderbnis. Z. Kinderheilk. 43, 555 (1927),
Jendrassik: Die heredodegenerativen Nervenkrankheiten. Handbuch der Neurologie, Bd. 2, S. 321. 1911.
Karvounis: Konstitution bei Encephalitis epidemica. Inaug.-Diss. Halle 1926.
Kehrer, F.: Veranlagung zu Seelenstörungen (mit Kretschmer). Monographien Neur. 1924, H. 40.
Die erblichen Nervenleiden. Dtsch. Z. Nervenheilk. 83, 201 (1925).
Erblichkeit und Nervenleiden. Monographien Neur. 1928, H. 50.
Nervenarzt 2, 262 (1929).
Arch. f. Psychiatr. 91, 187 (1930).
Dtsch. Z. Nervenheilk. 114, 165 (1930).
Z. Neur. 129, 487 (1930).
Kollarits: Über den Begriff der Heredodegeneration Jendrassiks. Schweiz. Arch. Neur. 15, 133 (1924).
Arch. f. Psychiatr. 72, 21 (1924).
Kurs: Familiäramaurotische Idiotie und Splenohepatomegalie. Arch. f. Psychiatr. 91, 101 (1930).
Kxjlkow: Quecksilberencephalopathie. Z. Neur. 111, 116; 125, 52 (1928–30).
Lenz: Erbänderung durch Röntgenstrahlen. Münch, med. Wschr. 1927 II, 2135.
In Baur-Fischer-Lenz’ Menschliche Erblichkeitslehre, Bd. 1, S. 169, 1927. Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie, Bd. 17, S 901.
Lundborg: Medizinischbiologische Familienforschung innerhalb eines 2232-köpfigen Bauerngeschlechtes. Jena: Schweden 1913.
Luxemburger: Referate über Erblichkeit, Keimschädigung u. dgl. in Fortschr. Neur. 1, 82; 2, 373; 4, 1, 49; 5, 392 (1929–33).
Nonne: Syphilis und Nervensystem, 5. Aufl. Berlin 1924.
Oberholzer: Erbgang und Regeneration in einer Epileptikerfamilie. Z. Neur. 6, 105.
Patzig: Die Bedeutung der schwachen Gene in der menschlichen Pathologie. Naturwiss. 1933, 410.
Peiper: Ist Syphilis ein Keimgift ? Med. Klin. 1922 I.
Peust: Veranlagung und Vererbung bei Encephalitis epidemica. J. Psychol. u. Neur. 37, 232 (1928).
Rüdin: Erbbiologisch-psychiatrische Streitfragen. Z. Neur. 108, 274 (1927).
Schaffer, K.: Dtsch. Z. Nervenheilk. 83, 225 (1925).
Schmidt-Kraepelin, T.: Über juvenile Paralyse. Monographien Neur. 1920, H. 20.
Schob: Kongenitale usw. organische Nervenkrankheiten. Spezielle Pathologie und Therapie innerer Krankheiten, Bd. 10, 3, S. 789.
Schwartz, Ph.: Traumatische Schädigungen des Zentralnervensystems durch die Geburt. Erg. inn. Med. 31, 165 (1927).
Siemens, H. W.: Vererbungspathologie, 2. Aufl. Berlin 1923.
Die Zwillingspathologie. Berlin 1924.
Spielmeyer: Histopathologie des Nervensystems, S. 232. Berlin 1922.
Störungen des Lipoidstoffwechseis bei erblichen Nervenkrankheiten. Klin. Wschr. 1933 II, 1273.
Anatomische Erbforschung usw. Naturwiss. 1934, 549.
Stern, C.: Ergebnisse der experimentellen Vererbungslehre und erblicher Nervenleiden. Nervenarzt 2, 257 (1929).
Stiefler: Familiäre Tabes. Wien. klin. Wschr. 1909 I.
Stier, E.: Slg Abh. Neuropath. Kindesalt. 1913 – 20.
W. G. S. Smitt: Vormenrijkdom van Heredodegen. Verschijnselen. Utrecht 1936.
Timoféeff-Rescovsky: Einfluß des Genotypus usw. J. Psychol. u. Neur. 31 (1925).
Vogt, C. u. O.: Hirnforschung und Genetik. J. Psychol. u. Neur. 39, 438 (1929).
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1936 Julius Springer in Berlin
About this chapter
Cite this chapter
Kehrer, F. (1936). Allgemeine Einleitung. In: Angeborene früh Erworbene Heredo-Familiäre Erkrankungen. Handbuch der Neurologie, vol 16. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90738-8_8
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-90738-8_8
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-88883-0
Online ISBN: 978-3-642-90738-8
eBook Packages: Springer Book Archive