Zusammenfassung
Die Personen, aus denen sich eine Bevölkerungsmasse zusammensetzt, sind einer beständigen Änderung unterworfen. Sie treten mit ihrer Geburt ins Dasein, werden im gleichen Augenblick vom Zeitablauf erfaßt und altern, treten ins Berufs-leben, heiraten, bekommen Kinder, wechseln ihren Wohnort usw., bis der Tod ihrer Bahn ein Ende bereitet. Die Bevölkerungsmasse besteht somit ausschließlich aus bewegten Einheiten. Sie könnte trotzdem einen durchaus ruhenden Eindruck erwecken, wenn sich die Bewegung der Einheiten in immer gleichbleibenden Bahnen bewegte: wenn von Jahr zu Jahr die Zuwächse durch Geburt und die Abgänge durch Tod einander gleichblieben, was nur dann möglich wäre, wenn die Altersverteilung der Gestorbenen von Jahr zu Jahr unverändert bliebe, wenn außerdem keine Wanderungen stattfänden, oder doch nur in der Weise, daß jedem Auswanderer ein Zuwanderer gleichen Alters, Geschlechtes usw. entspräche. In einer solchen Bevölkerung würgen sich wohl die Individuen unablässig bewegen, aber sie würde einem Fachwerk gleichen, das unverändert bleibt, und in dem nur der individuelle Inhalt sich ändert, also etwa wie ein Wasserfall, der bei gleichbleibender Menge des strömenden Wassers beständig den gleichen Anblick gewährt, während es doch immer andere Wassermassen sind, die hindurchströmen. Eine Bevölkerung von der genannten Beschaffenheit dürfte in der Wirklichkeit kaum jemals vorkommen. Sie kann jedoch theoretisch leicht konstruiert werden und dient dann zu lehrreichen Betrachtungen. Man nennt sie in der statistischen Theorie eine stationäre oder stillstehende Bevölkerung1.
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Winkler, W. (1933). Das Bevölkerungsleben im Bilde der Statistik. In: Grundriss der Statistik. II. Gesellschaftsstatistik. Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft, vol 12. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90724-1_4
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