Zusammenfassung
Die Ziele der Statistik des Bildungsgrades können verschieden weit gesteckt werden. Man kann einmal den Versuch unternehmen, die ganze erwachsene Bevölkerung nach den von ihr absolvierten oder besuchten Schulen zu befragen; man kann sich aber auch darauf beschranken, die schlimmsten Bildungsmängel, die Unkenntnis des Lesens und Schreibens, aufzudecken; beide Statistiken können vollständig nur bei einer Volkszählung gewonnen werden. Hierbei ist es begreiflicherweise von Wichtigkeit, wo die Altersgrenze gezogen wird. Wird sie z. B. bei der unteren Grenze der Schulpflichtigen gezogen, so wird die Zahl der Analphabeten größer ausfallen, als bei einer Untergrenze von 10 Jahren. Aus dem gleichen Grunde wird eine Analphabetenstatistik aus Anlaß der militärischen Musterungen andere Ergebnisse zeigen als eine solche bei der allgemeinen Befragung der Bevölkerung, und zwar einerseits wegen des Altersunterschiedes (weil bis zur Erreichung des 20. Jahres mancher noch lesen und schreiben nachlernen kann, der es bis zum 10. Jahre nicht konnte, weil ferner unter den älteren Personen die Unkenntnis des Lesens und Schreibens stärker verbreitet ist), dann auch darum, weil sich die Rekrutenstatistik nur auf das männliche Geschlecht beschränkt, die Verbreitung des Analphabetentums aber beim weiblichen Geschlechte erfahrungsgemäß gräßer ist als beim männlichen. Wir müssen daher, wenn wir Analphabetenziffern verschiedener Länder untereinander vergleichen, diese Fehlerquellen aus der verschiedenen Begriffsfassung wohl berücksichtigen.
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Winkler, W. (1933). Die Statistik des Bildungsgrades. In: Grundriss der Statistik. II. Gesellschaftsstatistik. Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft, vol 12. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90724-1_30
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