Zusammenfassung
Nicht zufällig hat Thomas von Aquino (1225–1274) in politischen und wirtschaftlichen Fragen die größte Weite aller Scholastik erreicht, nicht zufällig gerade Oresme (1323–1382) den entscheidenden Schnitt zwischen Ökonomik und Theologie vollzogen: der Aquinate hatte in Neapel in der Herrschaft des größten Fürsten seines Jahrhunderts, des zweiten Friedrich, die für den Augenblick noch unterlegenen, in ihrer Bedeutung aber unverkennbaren Kräfte und Mächte der anbrechenden neuen Zeit am Werk erlebt, der gelehrte Bischof entstammte dem Land, das zuerst den Siegeszug des neuen nationalen oder richtiger: territorialen Gedankens sah und das sich stark genug fühlte, um mit weltlicher Gewalt das Oberhaupt. der Kirche gefangen zu setzen. Wenn in anderen Zeiten die Wirtschaftswissenschaft der Wirtschaftspolitik den Weg wies — für die ganzen Jahrhunderte des Frühkapitalismus gilt, daß das Leben dem Wissen die Fragen stellt, und daß kaum ein einziger weiterführender wissenschaftlicher Schritt dem Willen zur Erkenntnis und der Stoßkraft des Gedankens, sondern ein jeder der Notwendigkeit, neue Lebenstatsachen zu meistern, seinen Anstoß verdankt. Was hierbei die Merkantilisten von den Scholastikern zutiefst scheidet, ist nicht nur das schon genannte äußere Zeichen: der Verzicht auf den Einbau des neuen Gebiets in das große System der katholischen Theologie, sondern mehr noch die Änderung der Gesamthaltung zur Welt, woraus dann jener Sachverhalt sich als notwendige Folge ergibt und eine innere und äußere Wandlung der Fragestellung hervorgeht.
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© 1929 Verlag von Julius Springer · Berlin
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Salin, E. (1929). Die merkantilistische Ökonomik: politische Wissenschaft. In: Geschichte der Volkswirtschaftslehre. Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft, vol 66a. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90720-3_4
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