Zusammenfassung
Die Mechanisten legen ein großes Gewicht darauf, daß manche Reaktionen der Organismen ihnen unzweckmäßig oder gar schädlich erscheinen. Sie setzen voraus, daß nach anderer als mechanistischer Auffassung die zweckmäßige Reaktionsfähigkeit eine „primäre“ und „unabänderliche“ Eigenschaft der Organismen sei, „das Gesetz des Lebens überhaupt“(97). Da muß man sich zuerst mit dem Begriffe „primär“ auseinandersetzen, wenn man sich nicht in Wortstreit verwickeln will. Auch der Mnemist kann gut die organische Zweckmäßigkeit eine primäre nennen, denn mit ihr beginnt und endet das Leben. Der Mechanismus nennt aber, wrenn ich recht verstehe, „primär“1 ein Etwas, das nicht mehr ableitbar ist und das irgendwie nicht in den Funktionen des Organismus steckt, aber doch sie dirigieren soll. Er schließt dann, daß, wenn die Zweckmäßigkeit primärer Natur wäre, eine organische, also immer zweckmäßig gerichtete Reaktion niemals „an sich“eine „direkte“ (100) Ursache unzweckmäßiger Vorgänge sein könne. Die Vitalisten geben nun allesdings Anlaß zu einer solchen Deutung; aber daß sie es wirklich je so meinen, kann ich nicht glauben, da doch jedes Kind fehl gehende organische Reaktionen kennt. Ich sehe also nicht ein, warum eine nicht durch den Zufall bloß vorgetäuschte prinzipielle Zweckmäßigkeit keine Fehler machen oder erlauben könnte.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Wie vorsichtig man in der Benutzung solcher Ausdrücke sein, muß, zeigt Fischer selber, indem er, nachdem er das Primäre der Zweckhaftig-keit lebhaft bestritten hat, an späteren Stellen umgekehrt betont (z. B. S. 125, 127, 129), daß diese eine primäre Eigenschaft der lebenden Substanz sei. Das Wort bedeutet also auch bei ihm zweierlei.
Li Yiking: Regulative Erscheinungen bei Plan.-Regenerationen. Arch. Entw.mechan. 114 (1928).
Tripp: Regenerationsfähigkeit v. Hydren. Z. Zool. 132, 476 (1928).
Dürken: Lehrbuch der exper. Zool. Berlin 1928, S. 391. Nach Rhumbler im Driesch-Woltereck Lebensproblem. Quelle & Meyer, 1931, 65.
Kritische Theorien der Formbildung. Schaxels Abh. theor. Biol. Heft 27, 85 (1928).
Guyénot: Notion de territoires en biologie. Schweiz. Naturi. 1929, 81 ff.
Nach Koschelt (Handwörterbuch der Naturwiss. VIII, 179) wird das Auge dann durch den Fühler ersetzt, wenn zugleich das Augenganglion entfernt wurde. Auch wieder ein sehr sinnvoller Zusammenhang.
Nicht den mechanistisch-chemischen.
Zweck gibt es nur im Hinblick auf ein bestimmtes Ziel.
Gemeint ist vielleicht eher „das Pathologische an einem Gen“. Denn wenn das Gen einer Megalokornea „eliminiert“würde, so könnte auch keine normale Kornea entstehen, es sei denn, daß das kranke Gen, das entweder die Kornea als Ganzes oder nur deren Größe bestimmt, durch ein gesundes ersetzt werde.
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1931 Verlag von Julius Springer
About this chapter
Cite this chapter
Bleuler, E. (1931). Zweckmäßigkeit und Dysteleologie. In: Mechanismus — Vitalismus — Mnemismus. Abhandlungen zur Theorie der Organischen Entwicklung, vol 6. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90708-1_11
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-90708-1_11
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-88853-3
Online ISBN: 978-3-642-90708-1
eBook Packages: Springer Book Archive