Die thyreotoxische Krise, das thyreotoxische Coma

Zusammenfassung

Die Probleme der Schilddrüsenphysiologie und -pathologie stehen auch heute noch im Mittelpunkt der ärztlichen Forsehung. Neben dem endemischen Kropf ist es vor allem die Hyperfunktion der Schilddrüse in ihren vielgestaltigen Abwandlungen, die nicht nur vom Standpunkt des klinischen Einzelfalls, sondern auch durch die enorme Zunahme der Krankheitsfälle in allen Kulturländern und durch ihre auch heute noch hohe Mortalität von großer, allgemein sozial-medizinischer Bedeutung ist. Wenn auch mit der Einführung der von Plummmer angegebenen Jodvorbehandlung des Basedow (es sei hier gestattet, Morbus Basedow, Hyperthyreose und Thyreotoxikose als Einheit zu nennen) die grundlegende, entscheidende Wendung in der Gefährlichkeit und damit der Mortalität der Operation gegeben war, so ist doch die Sterblichkeitsziffer des Morbus Basedow noch recht beträchtlich. So berichtet kürzlich McEvan, daß die Zahl der Todesfälle an Thyreotoxikosen in England im Jahre 1936 gegenüber den Jahren 1913–1919 ganz erheblich zugenommen habe. Dabei führte im Jahre 1936 in ganz England 276mal der chirurgische Eingriff zum Tode gegenüber 1420 Verstorbenen, die konservativ behandelt waren. Bedenkt man, wieviel schneller und leichter man sich heute zur Operation entschließt, und wieviel mehr Kranke deswegen dem Chirurgen zugeführt werden, so erscheint die Frage wohl berechtigt, den Ursachen des tödlichen Ausganges vor allem bei der internen Therapie nachzugehen und die Möglichkeiten zu prüfen, aus der Kenntnis des Verlaufs der Krankheit rechtzeitig mit Erfolg therapeutisch einzugreifen.

Aus der Inneren Abteilung des Erwin Liek-Krankenhauses Berlin-Reinickendorf.

Herrn Geheimrat Friedrich v. Müller in Verehrung zugeeignet.