Zusammenfassung
Das Mangan, ein dem Eisen verwandtes Metall, wird seit undenklicher Zeit verwendet. Man hat es immer für einen dem Menschen unschädlichen Stoff gehalten, bis Couper1837 als erster die Vermutung aussprach, daß das Mangan imstande sei, eine der Paralysis agitans ähnliche Erkrankung hervorzurufen. Diese Beobachtung geriet in Vergessenheit, bis Jaksch gleiche Beobachtungen mitteilte. Im gleichen Jahre äußerte sich Embden in ähnlicher Weise. Seelertund Mosheim erweiterten die Kasuistik. Alles in allem wurden nur wenige Fälle bekannt, und von einer wirklichen Erkenntnis der Erkrankungen durch Mangan konnte keine Rede sein. Lag doch bis zum Kriege nur eine einzige von Casa-Major ausgeführte mikroskopische Untersuchung des Hirnes eines an „Manganismus“ verstorbenen Arbeiters vor. Immerhin war das bei Manganarbeitern gelegentlich auftretende Bild eines pallidostriären Symptomkomplexes so eindrucksvoll, daß man den „Manganismus“ als spezifische Berufsschädigung erkannte. Aber erst in der 2. Verordnung über die Ausdehnung der Unfallversicherung auf die Berufskrankheiten vom 11. 2. 29 wurde der „Manganismus“ als Berufskrankheit unter Ziffer 5 anerkannt. Zahlenmäßig spielt er keine große Rolle. In den Jahren 1926–1935 wurden im ganzen 42 Fälle von „Manganismus“ als Berufskrankheit entschädigt, d. h. es kamen in Deutschland im Jahre 5 Fälle vor (dagegen 300 Bleivergiftungen oder 700 schwere Staublungen). Im ganzen sind in der Weltliteratur etwa 200 Fälle bekanntgeworden. Nach dem Inkrafttreten der 2. Verordnung über die Ausdehnung der Unfallversicherung auf die Berufskrankheiten vervollständigten Baader und Stadler unsere Kenntnisse von der Einwirkung des Mangans auf das Zentralnervensystem. Im Jahre 1936 wurde der „Manganismus“ als Berufskrankheit erneut unter Ziffer 5 der 3. Verordnung über die Ausdehnung der Unfallversicherung auf die Berufskrankheiten vom 16. 12. 36 anerkannt. Es trat sofort insofern nur eine Änderung ein, als nicht nur wie früher die „Verbindungen des Mangans“ sondern „Mangan und seine Verbindungen“ erfaßt wurden.
Aus der Medizinischen und Neurologischen Klinik des Stadtkrankenhauses Görlitz. (Leiter: Professor Dr. med. H. E. Büttner).
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Büttner, H.E. (1940). Erkrankungen durch Mangan und seine Verbindungen mit besonderer Berücksichtigung der Lungenentzündungen. In: Czerny, A., Müller, F., v. Pfaundler, M., Schittenhelm, A. (eds) Ergebnisse der Inneren Medizin und Kinderheilkunde. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90684-8_1
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