Klinische Ergebnisse der Chemotherapie durch Sulfonamide

Zusammenfassung

Nachdem nun 6 Jahre verflossen sind seit der Einführung der neueren hochwirksamen Sulfonamidkörper mit dem Sulfapyridin (1938), ist es möglich, auch klinisch über den Wert dieser Chemotherapie ein Urteil abzugeben. Unzählige experimentelle und klinische Arbeiten sind im Anschluß an die grundlegende Entdeckung der Antikokkenwirkung der Sulfonamide durch Domagk 1935 und den anschließenden Ausbau des Grundkörpers durch Angliederung verschiedener Ketten erschienen, die dem einzelnen Arzt den Überblick fast unmöglich machen. Heute gestatten aber die mehrjährigen Forschungen nicht nur eine enthusiastische Fanfare für einen nicht bestreitbaren Fortschritt in der Heilkunde auszustoßen, sondern kritische Stellungnahme zu den Grundproblemen der Chemotherapie auch auf Grund der Erfahrungen am Krankenbett zu nehmen. Eine Aufzählung sämtlicher Arbeiten über die Sulfonamidwirkung soll hier nicht erstrebt werden, sondern diese Darstellung bemüht sich, das Ergebnis aus den eigenen klinischen Erhebungen zu ziehen, die wir in der Klinik mit dem Sulfapyridin, dem Sulfathiazol, dem Methylsulfathiazol, dem Irgamid und Irgafen, schließlich mit dem Dimethylsulfapyrimidin (s. Gsell 1–4, 10) selbst gesehen haben und die durch die Angaben aus dem Schrifttum ergänzt wurden. Die grundlegenden Änderungen die die neue Chemotherapie in die Klinik gebracht hat, sollen bearbeitet werden, soweit sie sich aus dem in steter Entwicklung begriffenen Forschungsgebiet bereits herauskristallisieren lassen.

Aus der Medizinischen Klinik am Kantonspital St. Gallen (Chefarzt: Dr. O. Gsell). Eingereicht am 25. 7. 1942, ergänzt Ende 1943.