Zusammenfassung
Der Begriff Pneumonose wurde von Brauer während der schweren Grippeepidemien in den ersten Jahren nach dem Kriege entwickelt. Die bedrohlich tiefe Frühcyanose, vorzüglich bei Kranken mit geringen Herzbefunden, leidlichen Pulsen, ohne größere pneumonische Infiltrate und ohne ausgesprochenes Lungenödem war damals der Anlaß, an eine diffuse Schädigung der gesamten respiratorischen Oberfläche zu denken. Das vereinzelt ganz überraschend große Mißverhältnis zwischen den klinischen Herz- bzw. Lungenbefunden und dem Cyanosegrad — derartige Krankheitsbilder sind seitdem gelegentlich bei Grippepneumonien immer wieder beobachtet worden — ließ die postulierte pneumonotische Endothelschädigung und Minderung der Gasdurchlässigkeit von vornherein als klinisch bedeutungsvoll erscheinen. Dementsprechend ist auch das Interesse der Kliniker für die Pneumonose in den seitdem verflossenen Jahren recht beträchtlich gewesen. An sorgfältigen, speziellen Untersuchungen liegt in der Literatur allerdings nur sehr wenig vor. Das erste Jahrzehnt seit der Formung des Pneumonosebegriffs durch Brauer hat auf dem Lungengebiet indessen eine sehr wesentliche Vertiefung unserer Kenntnisse über die funktionellen Zusammenhänge gebracht. Wichtige Methoden zur Prüfung der Lungenleistung wurden ausgearbeitet. Es ist angezeigt, von dieser neuen Warte aus alles das, was wir über die Pneumonose bisher erfahren haben, zu prüfen und zu ordnen. Es ist um so mehr an der Zeit, als wir heute den Kampfgaserkrankungen besonderes Interesse entgegenbringen müssen, die ja ganz offensichtlich eine praktisch wichtige „pneumonotische“ Schädigung der Lungen einschließen.
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Knipping, H.W. (1935). Die Pneumonose. In: Czerny, A., Kraus, F., Müller, F., v. Pfaundler, M., Schittenhelm, A. (eds) Ergebnisse der Inneren Medizin und Kinderheilkunde. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-90670-1_5
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