Der gangränöse Lungenabsceß

Zusammenfassung

Die Beobachtungen des letzten Jahrzehnts haben im Gegensatz zu der bisherigen Annahme, die sich auf die gegenteilige Behauptung Laennecs stützte, die außerordentliche und unerwartete Häufigkeit der eitrigen Lungenaffektionen erwiesen. Obgleich sie seit langer Zeit bekannt und die betreffenden Krankheitsbilder in klassischen Beschreibungen hervorragender Ärzte des vergangenen Jahrhunderts niedergelegt waren, fand doch dieses Kapitel der Lungenpathologie, vielleicht auf Grund der scheinbaren Seltenheit genügende Beachtung, weder bei den Wissenschaftlern, auch den neueren, noch bei den Ärzten, die, von anderen Krankheitsbildern in Anspruch genommen, kaum imstande waren, das Leiden zu erkennen, auch wenn sich die Gelegenheit bot. In den letzten Jahren aber häuften sich die Beobachtungen mit der Verfeinerung der diagnostischen Hilfsmittel, die jetzt gestatteten, die Krankheit in einem Stadium zu erkennen, in dem sie in früheren Zeiten unbeachtet oder unter einem falschen Namen durchgegangen wäre, mit der Aufdeckung der Ätiologie und Pathogenese, mit der Entwicklung der Therapie: die bakteriologischen Studien über die Spirillen und die Anaerobierflora, die Bronchoskopie mittels endotrachealer Injektion von Jodölen, die Einführung der Salvarsanbehandlung, die immer größere Verbesserung der operativen Technik bezeichnen die Etappen des Fortschritts auf unserm Gebiet.

Aus der Medizinischen Klinik der Kgl. Universität Palermo (Direktor: Professor M. Ascoli). — Übersetzt von Dr. Günther Wolf-Berlin.