Die Funktion der Schilddrüse und die Methoden ihrer Prüfung

Zusammenfassung

Die klinische Medizin hat sich in den letzten Jahren mit Vorliebe Methoden zugewandt, welche, allgemein ausgedrückt, auf physikalisch-chemischem, physiologisch-chemischem und kolloid-chemischem Wege Aufschlüsse über noch dunkle biologische und pathologische Zusammenhänge ergeben sollen. Es handelt sich da vorwiegend um Fragen aus dem Gebiet des Stoffwechsels, der Entwicklung, des Wachstums, der Konstitution, der Fortpflanzung, und es ist daher verständlich, daß dabei der Gruppe der Organe mit innerer Sekretion, welche auf diese Gebiete besonders einwirken, eine gesteigerte Aufmerksamkeit zugewandt wird. Die Bereicherung unserer positiven Kenntnisse steht nun keineswegs in Parallele zu der Zahl der auf dem Gebiet der endokrinen Drüsen erschienenen Arbeiten. Das Literaturverzeichnis z. B. zu dem in neuer Auflage erscheinenden Werk von Biedl über innere Sekretion füllt den ganzen 3. Band mit 480 Seiten. Und wenn wir uns überlegen, wie weit wir in die Physiologie und Pathologie der endokrinen Organe eingedrungen sind, so sind wir gezwungen zuzugeben, daß wir nur von drei Organen den wirksamen Körper, das Hormon, kennen: das Adrenalin aus der Marksubstanz der Nebennieren, das Thyroxin der Schilddrüse und das Insulin aus dem endokrinen Anteil des Pankreas. Die Synthese ist bisher allein beim Adrenalin gelungen. Die Zusammensetzung der übrigen Inkrete¹) ist noch dunkel.