Organische und anorganische Phosphate im Stoffwechsel

Zusammenfassung

Die Beantwortung der Frage, ob der Körper imstande ist, aus anorganischen phosphorhaltigen Nahrungsbestandteilen oder -Beimengungen seinen Bedarf an Phosphor für die Gewebe zu decken, d. h. aus den einfachen Phosphaten hochkomplizierte organische Verbindungen aufzubauen, und ob wesentliche Unterschiede zwischen organischen und anorganischen Nahrungsphosphaten bestehen, hat nicht nur theoretische, physiologische Bedeutung, sondern ist auch von hervorragendem Interesse und Wert für die Pathologie und die Therapie. Die Annoncenbeilagen unserer Fachpresse strotzen von Anzeigen über Lecithin- und ähnliche Präparate, und nicht nur Laien, sondern auch Ärzte glauben sicherzugehen, wenn sie derartige Präparate anwenden, um verloren gegangene Körpersubstanz, vor allem Nervensubstanz — ohne daß sie für den Verlust Beweise haben — zu ersetzen. Dabei spielen Schlagwörter, wie: „ohne Phosphor kein Gedanke“ und ähnliche, eine ausschlaggebende, suggestive Rolle, angebliche Heilungserfolge werden publiziert, anscheinend exakte Tierexperimente werden mitgeteilt und gehen in die Literatur über. Aber nicht kritisch und erschöpfend werden derartige Arbeiten verwertet, sondern nur in den Schlußfolgerungen der betreffenden Autoren zitiert, und da diese Autoren meist selber unter der Suggestivkraft früherer Arbeiten stehen, so verbreitet sich der Glaube, aber nicht das Wissen in geometrischer Progression.